nd-aktuell.de / 11.04.2011 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 10

Schlechtes Klima in Bangkok

Expertenkonferenz zu Kyoto-Nachfolgeabkommen ohne brauchbares Ergebnis

Michael Lenz
Zur Vorbereitung der UN-Klimakonferenz im südafrikanischen Durban im Dezember tagten vergangene Woche Vertreter der Vertragsstaaten in Bangkok.

Christiana Figueres ist frustriert. Immer wieder fallen der Chefin des UN-Klimasekretariats (UNFCCC) bei ihrer Abschlusspressekonferenz am Ende der Klimakonferenz in Bangkok die Mundwinkel runter. Die Diplomatin hat nichts Positives zu verkünden. Auch wenn sie sich noch sehr bemüht, das offensichtliche Scheitern der Vorbereitungskonferenz für die große internationale Klimakonferenz in Südafrika wenigstens in einen Teilerfolg umzudeuten. »Ich habe hier in Bangkok kein Land erlebt, das nicht eine neue Verpflichtungsperiode (des Kyoto-Protokolls) will. Auch wenn nicht jedes Land dieser beitreten würde.«

Es gab also nicht einmal eine Verständigung über den Diskussionsrahmen zum zentralen Thema »Verlängerung des Kyoto-Protokolls oder Ersatzabkommen« für die sieben Monate bis Durban. Das Klimaabkommen läuft 2012 aus.

Die Diskussion darüber wird seit der Klimakonferenz von Bali vor drei Jahren erbittert geführt. Die Argumente sind seither unverändert. Länder wie Russland und Japan wollen nur dann einem Kyoto 2 zustimmen, wenn alle großen Volkswirtschaften einbezogen sind. Der geltende Vertrag schreibt den Industrieländern verbindliche Ziele zur Reduzierung ihrer Treibhausgasemissionen vor, nicht aber Entwicklungs- und Schwellenländern wie China. Und die USA als größter Produzent von Treibhausgasen sind dem Kyoto-Protokoll nie beigetreten.

Die EU ist zu einem Kyoto 2 bereit, »wenn die Bedingungen stimmen«, erklärte EU-Klimaunterhändler Artur Runge-Metzger in Bangkok. »Ich gratuliere China dazu, den Kampf gegen den Klimawandel in den neuen Fünfjahresplan aufgenommen zu haben«, sagt Runge-Metzger, ergänzt aber: »Jetzt muss man erst mal sehen, wie das umgesetzt wird.«

Abwarten, taktieren, streiten um Kleinkram, das frustriert auch Dessima Williams. Die Vorsitzende der »Allianz der kleinen Inselstaaten« (AOSIS) klagt: »Hier wird soviel Zeit auf Verfahrensfragen verschwendet. Wir müssen endlich konkret werden und darüber reden, wie wir ambitionierte Ziele erreichen.« Die Politikerin aus dem karibischen Inselstaat Grenada macht deutlich, was das für AOSIS heißt: Verlängerung des Kyoto-Protokolls, die Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad statt der bisher anvisierten 2 Grad, Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 20 bis 40 Prozent. »Für uns sind die Klimaprobleme längst Realität«, betont Williams.

Von Bangkok zieht der Klimakonferenzzirkus weiter. Das nächste Gastspiel findet in Bonn statt. Am Rhein werden im Juni entscheidende Weichen für die Klimazukunft des Planeten gestellt. Figueres forderte die Streithähne auf, jetzt die »Ärmel hochzukrempeln und sich an die Arbeit zu machen«.