Elf spielen für Uli

Nach dem 5:1 gegen Bayer Leverkusen ist Bayern München wieder auf direktem Champions-League-Kurs

  • Elisabeth Schlammerl, München
  • Lesedauer: 3 Min.

Manchmal sind es Kleinigkeiten, die eine große Wirkung haben. Und genau betrachtet war der Trainerwechsel beim FC Bayern München nichts wirklich Spektakuläres, denn der neue Chef war der alte Assistent. Andries Jonker hat gegen Bayer Leverkusen nur ein paar fällige Veränderungen vorgenommen, er hat den Torhüter gewechselt und das Mittelfeld defensiv verstärkt. Aber er hat es verstanden, die Mannschaft aus jener Zwangsjacke zu befreien, in der die Spieler laut Präsident Uli Hoeneß seit Wochen gesteckt hatten.

Der FC Bayern gewann im Spiel eins nach Louis van Gaal 5:1, beendete damit wohl die Meisterschaftsträume von Leverkusen und rückte selbst wieder auf den dritten Tabellenplatz vor. Der einzige Trost für Jupp Heynckes dürfte sein, dass seine jetziger Klub Leverkusen seiner künftigen Mannschaft Bayern – und damit auch irgendwie ihm – geholfen hat, die Chance auf die Champions-League-Teilnahme in der kommenden Saison zu wahren.

Es war ein in jeder Hinsicht schöner Tag für die Bayern – auch für Hoeneß, der oben auf der Tribüne freudestrahlend die Fäuste ballte. Die angekündigte Pro-Hoeneß-Aktion ging zunächst eher lautlos über die Bühne – vor der Partie waren drei riesige Banner ausgebreitet worden –, aber Mitte der zweiten Halbzeit skandierte das halbe Stadion den Namen des Bayern-Präsidenten. Die noch vor zwei Wochen rebellierenden Fans in der Südkurve beschränkten sich dieses Mal darauf, die Mannschaft zu unterstützen, Vereinspolitik betrieben sie nicht.

Bereits in der 7. Minute leiteten Ribéry und Schweinsteiger die Führung der Münchner ein. Ribéry schlug eine Ecke in die Mitte, dort verlängerte Schweinsteiger Richtung Fünfmeterraum, wo Rolfes der Ball an den Kopf sprang und von dort ins Netz zum 1:0 für die Bayern.

Der Tabellenzweite aus Leverkusen konnte in Bestbesetzung in München antreten – und, was bisher selten passierte – als Favorit. Doch die Mannschaft des künftigen Münchner Trainers agierte viel zu ängstlich und spielte sehr fehlerhaft. Der mit einem Wechsel zum FC Bayern liebäugelnde Vidal versuchte in der 28. Minute gegen Müller im Strafraum mit einem Hackentrick zu klären. Das misslang jedoch gründlich, Müller passte fix zu Gomez zurück, der zum 2:0 traf.

Die Bayern schienen in den vergangenen Tagen den Zweikampf wiederentdeckt zu haben. Anders als in den vergangenen Wochen, als das nötige Feuer fehlte, zeigten sie von Anfang an Biss und Laufbereitschaft. Jörg Butt hatte bei seinem Comeback als Nummer eins in der ersten Halbzeit nichts zu tun und nach dem Seitenwechsel nicht viel. Plötzlich klappten Pässe, die noch vor einer Woche beim Gegner gelandet wären. Spieler, die unter van Gaal eher ein Sicherheitsrisiko gewesen waren, klärten nun mit Eleganz brenzlige Situationen – und zeigten wie van Buyten in der 44. Minute glänzende Offensivqualitäten. Der Belgier profitierte von einem Leverkusener Ballverlust im Mittelfeld, spielte zu Müller, und der passte diagonal auf Gomez – 3:0. Noch vor der Pause traf der Schwabe ein drittes Mal, bei dem Flachschuss aus halbrechter Position sah Torhüter René Adler nicht gut aus. In der zweiten Halbzeit ließen es die Münchner etwas ruhiger angehen, ohne den Fehler zu begehen, das Spiel aus der Hand zu geben – und Ribéry gelang in der 75. Minute auch noch das fünfte Bayern-Tor. Der Leverkusener Gegentreffer in der 62. Minute durch Eren Derdiyok resultierte aus einer an diesem Tag seltenen Orientierungslosigkeit in der Defensive.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal