Ermittler erstellen Bewegungsprofil des »Maskenmannes«

Polizei hofft nach Festnahme auf Aufklärung weiterer Morde an Kindern

  • Lesedauer: 2 Min.
Hat der Pädagoge Martin N. mehr als drei Jungen umgebracht? Zwei ungeklärte Fälle in den Niederlanden und Frankreich könnten ebenfalls auf das Konto des »Maskenmanns« gehen. Die Fahnder wollen daher ein Bewegungsprofil erstellen.

Ihr Fahndungserfolg im Mordfall Dennis macht den Ermittlern Hoffnung auf Aufklärung weiterer Kindermorde in Frankreich und den Niederlanden. Die Fahnder erstellen nun ein Bewegungsprofil des Pädagogen, der die Tötung von drei Jungen in Norddeutschland gestand. Damit will die Sonderkommission herausfinden, ob der 40-Jährige für weitere Taten infrage kommt. »Wo hat er sich seit Anfang der 90er Jahre aufgehalten und welchen Kontakt hatte er zu Kindern?«, sagte die Polizeisprecherin Anke Rieken in Verden zum Vorgehen.

Die Tötung des neunjährigen Dennis und zwei anderer Jungen zwischen 1992 und 2001 gelten nach den Geständnissen des Mannes als gelöst. Außerdem soll der als »Maskenmann« bekannte Täter, der aus Bremen stammt und zuletzt in Hamburg lebte, mindestens 40 Kinder sexuell missbraucht haben.

Bislang gingen die Ermittler davon aus, dass der norddeutsche Täter auch für die gewaltsamen Tode von zwei Elfjährigen in den Niederlanden und Westfrankreich verantwortlich ist. Das Vorgehen ähnelte sich bei allen Taten. Ein DNA-Test sei negativ verlaufen, sagte Rieken. Doch das entlaste den Mann nicht automatisch. Auch bei den drei gestandenen Verbrechen hätten die DNA-Spuren nichts ergeben. Er selbst bestreitet die beiden Morde aus den Jahren 1998 und 2004.

Nach einem Bericht des »Hamburger Abendblatts« ermittelt die Soko »Dennis« auch in einer betreuten Wohneinrichtung in Hamburg. Der jahrelang in der Jugendarbeit tätige Pädagoge soll dort von 2000 bis 2008 gearbeitet haben. Die Beziehungen zu seinen Schützlingen seien sehr eng gewesen: Die Jugendlichen sollen in seiner Wohnung übernachtet und ihn in den Urlaub begleitet haben. Die Hamburger Polizei wollte sich dazu nicht äußern. Der Mann war den Behörden bereits als Sexualstraftäter bekannt. Er soll der Hamburger Staatsanwaltschaft zufolge 2005 und 2006 zwei Jungen am Bauch gestreichelt haben. Am Wochenende hatten die Ermittler Verwandte und nahe Bekannte des Verdächtigen befragt. Außerdem gingen nach wie vor zahlreiche Hinweise ein, sagte Rieken.

Einem »Spiegel«-Bericht zufolge hatten frühere Nachbarn des Pädagogen angegeben, dass er Ende der 90er Jahre mehrmals Pflegekinder in seiner Wohnung aufgenommen hatte. Weder die Bremer Sozialbehörde noch die Verdener Ermittler wollten dazu Angaben machen. »Wir prüfen das«, sagte Rieken.

Seit dem Mord an Dennis aus Osterholz-Scharmbeck im September 2001 war die Verdener Soko dem Serientäter auf der Spur. 2007 hatte sie mehr als 1000 aktenkundige Sexualstraftäter aus Norddeutschland befragt, darunter war auch der Mann. Damals fiel er aber nicht auf. Die Aussage eines früheren Missbrauchsopfers brachte dann schließlich den entscheidenden Hinweis. dpa

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal