nd-aktuell.de / 20.04.2011 / Sport / Seite 19

Barcelona tanzt

Häme für Madrid vor Pokalfinale gegen Barca

Thomas Häberlein, SID

Es ist nicht bekannt, was José Mourinho über die jüngsten Aussagen von Alfredo Di Stéfano denkt. Doch es ist anzunehmen, dass der Trainer von Real Madrid nicht begeistert war. Di Stéfano hat den Königlichen nach dem Clásico am Sonnabend gegen den FC Barcelona (1:1) seine Liebe entzogen und sie dem großen Rivalen geschenkt. Ein geradezu ungeheuerlicher Vorgang, denn Di Stéfano hat Real Madrid groß gemacht, er ist der Ehrenpräsident des Klubs und zuallererst dessen Ikone.

Ehe Real Madrid und der FC Barcelona heute schon wieder aufeinander treffen, diesmal im Endspiel um den spanischen Pokal, hat Di Stéfano ein geradezu vernichtendes Urteil über das Real Madrid von José Mourinho gefällt: »Real verweigert den Fans das Glücksgefühl, das sie verdienen. Barcelona hat Fußball und Tanz geboten, Real ist bloß hin und her gelaufen.«

Doch nicht nur Mourinho bekam wie ein ungezogener Junge ein paar heftige Ohrfeigen vom ungnädigen Großvater verpasst. Di Stéfano bezeichnete zudem Barcas Lionel Messi als »den Besten der Welt«, was wiederum den selbstgefälligen Cristiano Ronaldo von Real Madrid als lediglich teuersten Spieler der Welt brandmarkt. Und als sei das noch nicht genug, trampelte auch Johan Cruyff auf Mourinho herum. Dies war zu erwarten – der Niederländer ist so eine Art Mitbegründer des FC Barcelona von heute. Der Portugiese sei »ein Titel-, aber kein Fußballtrainer«. Mourinho wird vorgehalten, im ersten von vier Klassikern gegen Barcelona zu defensiv gespielt zu haben. Cruyff warf ihm vor, er habe »Angst« gehabt. Ein Opfer dieser Maßnahme war auch Mesut Özil. Bei einer Umfrage der Marca kam nun heraus: Die Fans wollen Özil wieder in der Startelf sehen.

Titel hat Mourinho in der Tat schon reichlich gesammelt. Die Meisterschaft mit Madrid ist seit Sonnabend nur noch eine Illusion, aber die Copa del Rey ebenso noch greifbar wie der Champions-League-Pokal. Ehe Real und Barca am 27. April und am 3. Mai in Hin- und Rückspiel um den Einzug ins Finale der Königsklasse spielen, bestreiten sie in Valencia erst zum fünften Mal in ihrer bereits mehr als ein Jahrhundert währenden Geschichte ein Pokalfinale.