Blühende Zeiten

Portugal: Plakate

  • Lesedauer: 2 Min.

Portugiesische Künstler machen derzeit in einer Plakat-Aktion auf die Impulse des Frühlings für die »Friedfertigkeit der Menschen« aufmerksam – wir sollten die Jahreszeitsignale wahrnehmen als »Auftrag zur Selbstbesinnung«.

Nehmen wir also wahr: Die Bäume schlagen aus, und in U-Bahnhöfen schlagen Genervte schneller zu als früher. Unheilsbote Frühling! Die Knospen knallen, und auch dies ist nur ein weiterer Beitrag zur allgemeinen Umgangsart, bei der gegen den Fremden Türen knallen, der Willfährige die Hacken zusammenknallt, und: Irgendein Warnschuss vor den Bug des Widerspenstigen knallt immer.

Es ist jetzt die Zeit, da sich die Blumen dem Licht hingeben. Und wir? Wir siedeln wie eh und je im Schatten, so vielen Untaten zugekehrt, die aus großem Mangel an Erleuchtung geschehen und die jedes Mal nur per Enthüllung an die Sonne kommen. Trotzdem reden wir gern von Aufklärung, als sei es ein Aufklaren. Wo der Frühling warme Helligkeit bringt, trainieren wir doch lediglich unsere nieder angelegte Fertigkeit, in einer sich mehrenden Kälte einfach nur möglichst helle zu sein. Und es zu bleiben. Früher nannte man die Zukunft: lichte Zeiten, heute Ewigkeit, also Kapitalismus. Der Frühling, liebe Portugiesen, er geht – das Leben ist leider so ganz anders dran: Es geht verdächtig unberührt weiter. Die Blüten, wenn wir sie denn ernstnehmen wollen, erinnern hauptsächlich an das, was uns blüht. Hans-Dieter Schütt

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