Landesweite Streiks in Griechenland

Öffentliche Einrichtungen und Verkehr weitgehend lahmgelegt

  • Lesedauer: 2 Min.
Im hoch verschuldeten Griechenland sind Hunderttausende im Streik. Sie protestieren gegen harte Sparauflagen, die das Land vor der Pleite retten sollen. Die Debatte über die nächsten Milliarden-Spritzen ist in vollem Gange.
Athen/Berlin (AFP/dpa) - Aus Protest gegen die drastischen Sparpläne der Regierung sind in Griechenland Hunderttausende Arbeitnehmer in den Streik getreten. In der Hauptstadt Athen folgten tausende Menschen einem Aufruf der Gewerkschaften und nahmen an Demonstrationen gegen geplante Privatisierungen und Einschnitte im Staatshaushalt teil. Betroffen waren am Mittwoch vor allem Behörden wie Ministerien, Finanzämter, Schulen sowie Einrichtungen von Städten und Gemeinden. Auch Beschäftigte im Flug- und Fährverkehr legten die Arbeit nieder.

Am späten Vormittag wollte auch das Personal von Flughäfen und Fluggesellschaften in einen mehrstündigen Streik treten. Die griechischen Gesellschaften Olympic Air und Aegean kündigten die Annulierung von dutzenden In- und Auslandsverbindungen an. Der deutsche Reiseveranstalter TUI änderte nach eigenen Angaben schon im Vorfeld seine Flugzeiten, um die Auswirkungen des Streiks zu minimieren.

Enttsäuschung für Gewerkschaften


Bei den Protestaktionen in Athen gab es am Mittag eine Enttäuschung für die Gewerkschaften: Die Beteiligung an Kundgebungen blieb weit hinter der Zahl, welche die Gewerkschaftsvorstände erhofft hatten. Selbst der Block der Gewerkschaft der Kommunistischen Partei (PAME) konnte nur rund 5000 Menschen zusammenziehen. Augenzeugen berichteten, es sei die kleinste aller Kundgebungen gewesen, seit der Einführung des harten Sparprogramms vor rund einem Jahr. Für den frühen Nachmittag war eine weitere Demonstration geplant.

Griechenland hängt am Finanztropf der Hilfsprogramme von EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF). Insgesamt umfasst das Hilfspaket 110 Milliarden Euro. Im Gegenzug hatte die griechische Regierung umfangreiche Sparauflagen akzeptiert. Da aber eine Rückkehr zur eigenständigen Finanzierung an den Kapitalmärkten derzeit unmöglich scheint, soll Athen nach Medienberichten ein weiteres Hilfspaket im Umfang von bis zu 60 Milliarden Euro erhalten. Damit soll ein drohender Staatsbankrott abgewendet werden. Folgen wären noch härtere Auflagen als bisher.

Zu den Streiks haben die beiden größten Gewerkschaftsverbände des privaten (GSEE) und des staatlichen Sektors (ADEDY) aufgerufen. Es ist der zehnte umfangreiche Streik seit Einführung des harten Spar- und Reformprogramms vor etwa einem Jahr, berichtete die griechische Presse.
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