nd-aktuell.de / 20.05.2011 / Politik / Seite 14

Honig aus dem City-Park

In vielen Städten Deutschlands haben Imker ihre Körbe aufgestellt – was bisweilen Probleme bringt

Cordula Dieckmann, dpa
Die Bienen summen wieder durch die Luft auf der Suche nach Nektar. Doch den finden sie inzwischen oft häufiger in der Stadt, wo in Parks und auf Balkonen bunte Blumenmeere locken.

München/Würzburg. Der Speisezettel auf dem Land ist für die Bienen vielerorts eher eintönig: Endlose Flächen mit Raps und Mais, mit Pestiziden gedüngte Äcker und grüne Wiesen ohne Farbtupfer. »Wenn Sie in ein paar Wochen beim Spaziergang einen bunten Blumenstrauß pflücken wollen, werden Sie feststellen, dass das kaum mehr geht«, sagt der Bienenexperte Jürgen Tautz von der Universität Würzburg. Ganz anders in der Stadt: In Parkanlagen, auf Plätzen und auf Balkonen blühen Blumen um die Wette – vom Frühling bis weit in den Herbst.

Alarm in der Fußgängerzone

Das machen sich viele Imker zunutze. Sogar auf Hausdächern gibt es Bienenkörbe, so etwa auf dem Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main. Rund 600 000 Bienen schwärmen täglich auf der Suche nach Blütenstaub in die Innenstadt aus.

Doch die Bienenfreundlichkeit der Stadt hat gerade im Frühling ihre Schattenseiten. Immer wieder müssen die Feuerwehren ausrücken, um ausschwärmende Bienenvölker einzufangen. Unlängst sorgte ein Schwarm in der Münchner Fußgängerzone für Aufregung. Mitten im Gedränge mussten die Helfer Bienen einsammeln, die sich in einem Pflanzentrog niedergelassen hatten. Für die Feuerwehr ist das Alltag. »Das geht jetzt erst los«, sagt Feuerwehrsprecher Dieter Welle. Bis zu 20 Mal am Tag werden seine Leute im Frühsommer von besorgten Bürgern gerufen, die eine dicke Bienentraube entdeckt haben.

Bloß keine Hektik!

Doch warum sind die Bienen jetzt so aktiv? Wenn die Völker eine gewisse Größe erreicht haben, päppeln sie innerhalb von rund 16 Tagen eine neue Königin mit Gelee Royale hoch. Dann teilen sie sich. Die neue Herrscherin bleibt im Stock, die alte Königin und ihr Gefolge müssen sich nach einer neuen Heimat umsehen. Während die Kundschafter nach einem geeigneten Ort suchen, sammeln sich die anderen Bienen an einer Stelle – in einer dichten Traube hängen bis zu 20 000 Tiere an einem Ast, einem Balkongitter oder anderswo.

Angst müsse man vor diesen Bienen nicht haben, erklärt Tautz. »Schwarmbienen haben andere Probleme, als jemanden zu stechen. Sie wollen so schnell es geht ein neues Haus finden, denn ein Regen oder ein Gewitter kann ihren Tod bedeuten.« Die Insekten seien deshalb sehr friedlich, solange sie nicht durch hektische Bewegungen gereizt würden. In zwei, drei Tagen sei der Schwarm weg.