nd-aktuell.de / 28.05.2011 / Kommentare / Seite 20

Affären

Bernd Zeller
Vignette: Bernd Zeller
Vignette: Bernd Zeller

Neben dem Höhenflug der Grünen beschäftigte man sich diese Woche mit der Frage, was Männer mit fragwürdigem Triebleben wie Strauss-Kahn zur Macht treibt. Die Verhaftung von Strauss-Kahn löste in gut informierten Kreisen Frankreichs einige Überraschung aus. Überrascht war man nicht über Strauss-Kahn, so kannte man ihn gerüchteweise, sondern darüber, dass sein Verhalten zu einer Anzeige und dem Bekanntwerden in der Öffentlichkeit geführt hatte.

Ob die Macht eine eigene erotische Ausstrahlung auf Frauen bewirkt, wie jetzt in den Nachrichtenmagazinen diskutiert, kann dahingestellt bleiben, weil im Falle von Strauss-Kahn eher die Erotik fehlender Strafverfolgung aufgrund der Macht die Wirkung ausmachte, und zwar auf ihn selbst.

In unserer Rechtsordnung könnte hierin bereits ein Grund für Schuldminderung liegen; durch das permanente Wegschauen und Verschweigen von Übergriffen bei einem der Mächtigen, so könnte man argumentieren, entstand in Strauss-Kahn das Gefühl, alles zu dürfen, woraus ein Verbotsirrtum resultierte, der die Bestrafung ausschließt. Die Amerikaner sind da weniger feinsinnig.

Vor dem Hintergrund, dass sich Amtsinhaber wie Machthaber aufführen, ist eine Prognose zu wagen, wie sich das Verhalten der Herrschenden ändert, wenn es sich bei ihnen künftig häufiger um Grüne handelt. Es liegt auf der Hand, dass bereits eine Frauenquote mit Doppelspitze im IWF diese Peinlichkeit abgewendet hätte. Kleinere Dienstwagen ohne Rückbank verhindern, dass Frauen oder ihnen gleichgestellte Personen während der Fahrt belästigt werden können. Grüne Spitzenpolitiker könnten es zudem nicht riskieren, mit einer Aktivität mit erhöhter CO2-Emission in Verbindung gebracht zu werden.