nd-aktuell.de / 01.06.2011 / Unten links / Seite 1

Unten links

Man solle nicht so tun, sagt Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann, als hinge durch das Anwachsen der »Wutbürger« die Demokratie nur noch am seidenen Faden. Was heißt hier: nur noch?! Demokratie sitzt nicht, sie steht nicht, sie liegt nicht – sie hängt immer am Faden, und seiden muss er schon sein, sonst kann man kein Damoklesschwert daran befestigen. Der Faden ist überhaupt das Entscheidende an erfolgreicher Politik. Womit sonst will man Wähler umgarnen? Die Parteiendemokratie braucht Fäden, die man ziehen kann, manchmal darf es auch Draht sein. Weil der Staat alle Fäden in der Hand hat, kann er selbige freilich immer weniger für soziale Ausgaben aufmachen. Die Regierung braucht jeden Faden, um fortwährend gordische Knoten zu knüpfen, die sie dann fadenscheinig Programm nennt. So wird aus vielen Fäden rasch ein Strick. Frau Merkel sieht deshalb mehr und mehr aus wie ein Mensch, der den Faden längst verloren hat. hades