nd-aktuell.de / 03.06.2011 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 10

Lolland zieht das große Los

Fehmarntunnel: Röhren in Dänemark gebaut

Andreas Knudsen, Kopenhagen
Das staatliche dänische Unternehmen Femern A/S, das für den Bau der festen Querung zwischen Rødby und Puttgarden unter dem Fehmarnbelt verantwortlich ist, lässt die Tunnelelemente auf der strukturschwachen Insel Lolland fertigen. Rund 5000 Arbeitsplätze sollen hier während der Bauzeit zwischen 2014 und 2020 entstehen. Das Unternehmen begründete seine Entscheidung mit technischen Voraussetzungen. Mit 60 Hektar ist das Gelände am jetzigen Fährhafen Rødby groß genug, um den fünf Produktionslinien für die insgesamt 80 Tunnelelemente von je 217 Meter Länge Platz zu geben. Außerdem haben die lokalen Behörden bereits alle Umweltverträglichkeitsprüfungen durchgeführt und die Transportwege sind kürzer als bei den alternativen Standorten. Rund 20 Hafenstädte in Dänemark, Deutschland und Polen hatten sich um den Zuschlag bemüht.

Femern wird sicherlich auch den Wunsch der dänischen Politik berücksichtigt haben, dass das Fünf-Milliarden-Euro-Projekt vornehmlich heimischen Unternehmen und Standorten zugute kommen soll. Geld spielt offenbar nicht die wichtigste Rolle: Presseberichten zufolge wird das Projekt um 350 Millionen Euro teurer, da die Tunnelelemente in Dänemark und nicht in Polen produziert werden.

Auf Lolland gibt es seit der Schließung der Nakskov-Werft und der Produktion des Windanlagenherstellers Vestas keine nennenswerte Industrie mehr. Man hofft, dass vor allem Einheimische die versprochenen Jobs bekommen. Allerdings ist die Arbeitslosigkeit in der dänischen Baubranche insgesamt hoch. Und die Baufirmen werden auch eigene Mitarbeiter mit Erfahrung bei großen Infrastrukturprojekten mitbringen.

Femern A/S möchte nicht die Fehler früherer Brückenprojekte in Dänemark wiederholen, wo viele Auftragsgelder in anderen EU-Ländern und in China landeten. Mit Informationsveranstaltungen versucht man lokale Handwerksbetriebe und kleine Industriezulieferer für den komplizierten Ausschreibungsprozess zu rüsten.