Stammeskämpfer ziehen gen Sanaa

63 Tote bei neuen Kämpfen in Jemen / Gefechte auch in Tais

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Konfrontation zwischen Stammeskämpfern und der Regierung in Jemen weitet sich aus. Tausende bewaffnete Mitglieder des Haschid-Stamms zogen am Donnerstag zur Hauptstadt Sanaa, um ihren Anführer im Kampf gegen die Regierungstruppen zu unterstützen. Bei den Gefechten wurden seit Mittwoch 63 Menschen getötet.

Sanaa (AFP/ND). Die bewaffneten Stammeskämpfer zogen von den Hochebenen Richtung Sanaa, um Scheich Sadik al-Ahmar und seine Anhänger zu unterstützen. Auf dem Weg sei es an einer Militärabsperrung zu Kämpfen mit Regierungstruppen gekommen, berichteten Stammesvertreter. Nach Augenzeugenberichten überflogen Kampfjets in geringer Höhe die Kolonne, um sie einzuschüchtern.

In der Nacht zum Donnerstag lieferten sich Kämpfer Scheich Ahmars und Regierungstruppen die dritte Nacht in Folge heftige Gefechte im Sanaaer Stadtteil Al Hassaba, wo Ahmar seine Residenz hat. Dabei wurden nach Angaben von Ärzten mindestens 16 Menschen getötet, darunter ein 7-jähriges Mädchen. Am Mittwoch waren nach neuen Angaben 47 Menschen ums Leben gekommen.

Das umkämpfte Viertel liegt rund zehn Kilometer vom Flughafen Sanaas entfernt. Der Flugbetrieb wurde vorläufig eingestellt, einige Flüge wurden ins südliche Aden umgeleitet. Unterdessen flohen immer mehr Hauptstädter vor der Gewalt, vor Trinkwassermangel, der Rationierung von Strom und einem zunehmenden Mangel an Benzin. »Wenn die Kämpfe weitergehen, ist das das Ende Jemens«, sagte Mohsen Sinan, der mit rund 30 Familienmitgliedern die Stadt verlassen wollte.

Die Behörden werfen dem Haschid-Stamm vor, einen am 27. Mai vereinbarten Waffenstillstand gebrochen zu haben. Zuvor hatte es eine Woche lang Kämpfe zwischen Stammesvertretern und Regierungstruppen gegeben, nachdem Präsident Ali Abullah Salih sich geweigert hatte, ein von den Golfstaaten vorgeschlagenes Abkommen mit der Opposition zu unterzeichnen. Das Abkommen sollte Salihs Machtverzicht nach 33 Jahren an der Staatsspitze besiegeln.

In der Stadt Tais, 270 Kilometer südlich von Sanaa gelegen, lieferten sich Regierungskräfte erstmals Gefechte mit bewaffneten Protestierenden. Anwohner berichteten, die Kämpfe konzentrierten sich um den Präsidentenpalast in der Stadt und ein Lager der Saleh-treuen Republikanischen Garde. Sicherheitskräfte hatten in der Nacht zu Montag gewaltsam eine Sitzblockade in Tais aufgelöst und dabei nach UN-Angaben mehr als 50 Demonstranten getötet.

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