nd-aktuell.de / 22.06.2011 / Politik / Seite 7

Mangel an sauberem Wasser

Welthungerhilfe stellte Jahresbericht 2010 vor

Antje Stiebitz
Die Welthungerhilfe warnte am Dienstag in Berlin vor der weltweit zunehmenden Wasserknappheit. 900 Millionen Menschen mangelt es jetzt bereits an sauberem Wasser.

Das Thema Wasserknappheit müsse »einen Spitzenplatz« auf der politischen Agenda bekommen, forderte die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, gestern bei der Vorstellung ihres Jahresberichts in Berlin. Die Zahlen der Hilfsorganisation sind alarmierend: Mehr als 30 Länder leben mit der ständigen Bedrohung, dass das Wasser knapp wird. 900 Millionen Menschen mangelt es an sauberem Wasser. In den betroffenen Gegenden gehen 80 Prozent aller Krankheiten auf verunreinigtes Trinkwasser zurück.

Als Ursachen für die Wasserknappheit nannte die Präsidentin der Hilfsorganisation die ansteigende Weltbevölkerung und den Wandel der Lebensgewohnheiten. »Im vergangenen Jahrhundert hat sich die Weltbevölkerung verdreifacht, der Wasserverbrauch jedoch versechsfacht«, so Dieckmann. Nach Angaben der UN sei zu befürchten, dass bis 2025 drei Milliarden der bis dahin 8,5 Milliarden Menschen unter einem Mangel an Wasser leiden werden. Die Resolution der UNO über das Recht aller Menschen auf Zugang zu sauberem Wasser müsse sich endlich in den Rechtsordungen der einzelnen Staaten wiederfinden, forderte sie.

An einem Beispiel aus Kenia demonstriert Dieckmann, wie bereits kleine Projekte die Wasserversorgung der Bevölkerung sichern können. In einer kleinen Gemeinde mit 834 Massai-Nomaden wurde ein Felsregenfang gebaut. Der nur im Mai und Dezember fallende Regen wird durch eine Staumauer aufgefangen und in Tanks weitergeleitet. Gegen ein kleines Entgelt – mit dem die Anlage in Stand gehalten wird – erhalten die Menschen das lebensnotwendige Wasser. 30 solcher Felsregenfänge habe die Welthungerhilfe in Kenia gebaut. »Oft handelt es sich noch um viel kleinere Projekte, wenn etwa Regenwasser des Schuldachs in Tonnen gesammelt wird«, erklärte Dieckmann. In Kenia profitierten davon 578 000 Menschen. Weltweit führe die Hilfsorganisation 21 Projekte im Wassersektor durch.