nd-aktuell.de / 25.06.2011 / Kultur / Seite 24

Das jubilierende Gloria

Bachfest Leipzig

Werner Wolf

»Nach italienischem Gusto« war eine der sieben Veranstaltungsreihen des Bachfestes Leipzig 2011 benannt. Doch traf diese Bezeichnung auch auf viele Konzerte der anderen Reihen zu. Sogleich im Eröffnungskonzert der Thomaner »Soli Deo Gloria« waren zwischen zwei Choralkantaten von Johann Sebastian Bach zwei kirchenmusikalische Werke von Antonio Vivaldi zu hören: Das jubilierende Gloria und das klangprächtige Magnificat. Einleitend erklang als Dokument von Bachs intensiver Beschäftigung mit Vivaldi das zweite der sechs für Orgel bearbeiteten Konzerte nach einem Werk Vivaldis. Die unter ihrem Kantor Georg Christoph strahlend und kultiviert singenden Thomaner, das »kammerorchesterbasel», prächtige Sopran- und Altsolisten aus dem Chor und weitere namhafte Solisten beeindruckten nachhaltig.

Bei 110 von 73 000 Liebhabern Bach'scher Musik besuchten Veranstaltungen kann nur auf einige Besonderheiten eingegangen werden. So war mit den Vokalensembles Vox human und Schola antiqua im Verein mit dem Venice Baroque Orchestra unter Andrea Marcon eine venezianische Vesper zu erleben, wie sie einst Claudio Monteverdi gestaltet haben dürfte.

Mit der ersten Wiederaufführung der wieder zugängig gewordenen, 1763 in London uraufgeführten Oper »Zanaida« von Johann Christian Bach wurde zum Ereignis, wie der jüngste Bach-Sohn ganz unmittelbar in der Art der damaligen italienischer Oper komponierte und einen der Wege zu Mozart öffnete. Die Opera Fuoco unter Leitung von David Stern weckte mit dem musikalisch bravourös gestalteten Werk Begeisterungsstürme nach fast jeder Arie.

Unverrückbar gehören zum Bachfest eine Passion und die Messe h-Moll mit jährlich wechselnden Interpreten. Diesmal erklang die Johannes-Passion mit dem spanischen Ensemble »Al Ayre Espagnol« unter Leitung des mit allen aufführungspraktischen Problemen vertrauten Eduardo López Banze. Den erhebenden Abschluss mit der Messe h-Moll gestalteten der Balthasar-Neumann-Chor und die Akademie für Alte Musik unter René Jacobs.