nd-aktuell.de / 25.06.2011 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

Sonnenschutz früh gelernt

Hautkrebsstiftung zertifiziert Kindergärten

Ulrike Henning
Der helle Hautkrebs ist zehnmal häufiger als der gefährlichere schwarze Hautkrebs, aber noch weniger gut erforscht. Die Hautkrebsstiftung setzt zudem auf Prävention

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»Epiderm« ist ein europäisches Projekt, dessen Auswertung gerade beginnt. Hier wurden erstmals Daten zum hellen Hautkrebs gesammelt. In Deutschland sind jährlich bis zu 300 000 vor allem ältere Menschen betroffen. Eggert Stockfleth, Dermatologe an der Berliner Charité und Leiter der Europäischen Hautkrebsstiftung, erklärt das so: »Je nach Hauttyp hat jeder Mensch ein persönliches Sonnenkonto. Das ist nach 30 oder 40 Jahren voll, dann steigt das Risiko deutlich an.« Je häufiger Sonnenbrand, desto schneller ist das fiktive Konto voll.

Deshalb konzentriert sich die Hautkrebsstiftung auf die Jüngsten, damit sie früh einen guten Umgang mit der Sonne lernen. In Kooperation mit der Barmer GEK sollen Kindergärten in ihren Bemühungen um Sonnenschutz unterstützt und zertifiziert werden. Dabei geht es nicht nur um den Aufbau von Sonnensegeln oder darum, Bäume zu pflanzen. Gedacht ist auch nicht an Verbote, denn frische Luft kann für die Kinder nur gut sein. Aber es gibt Sonnenhüte und morgens zu Hause noch das sorgfältige Eincremen. Bis jetzt wurden bereits 55 Kindergärten zertifiziert, 1000 weitere sollen ab 2011 dazu kommen.

Verhaltensänderungen in Sachen Hautkrebs sind aber auch bei Erwachsenen gefragt. Empfohlen wird die Teilnahme am kostenlosen Screening, das seit 2008 für alle Menschen ab 35 Jahren möglich ist. Daten über die Wirksamkeit dieser Früherkennung werden aber erst in fünf Jahren vorliegen. Rechtzeitig erkannt, so Eggert Stockfleth, ist der helle Hautkrebs gut heilbar. Chemotherapie sei in der Regel nicht nötig, bei vielen Unterarten meist auch keine Operation. Da dieser Krebs nur selten Metastasen bildet, könne die Krankheit mit Hilfe von Salben gut bewältigt werden.

Etwas tun müsste aber auch die Industrie, so der Mediziner: »Es müssen mehr wissenschaftliche Nachweise für tatsächlich funktionierende Filter in Sonnecremes geliefert werden.« Die Konsumenten sollten darauf achten, genügend Sonnenschutz aufzutragen.

Ein anderes leidiges Thema ist die Nutzung von Solarien. Zwar ist Jugendlichen seit 2009 der Zugang verwehrt, aber das Schönheitsideal einer gut gebräunten Haut lässt sich nur schwer verdrängen. Zudem geht die dort auch auftretende UVA-Strahlung bis in die unteren Hautschichten, die für die Regenerierung dieses Organs entscheidende Bedeutung haben. Eine frühe Hautalterung sei das Ergebnis, wo doch jugendliche Bräune das angestrebte Ziel war.