nd-aktuell.de / 27.06.2011 / Sport / Seite 20

Ina-Yoko Teutenburg fährt zu zwei Medaillen

Radsport: Bei den Männern überrascht bei den deutschen Straßenmeisterschaft der Außenseiter Robert Wagner

Manfred Hönel, Neuwied

Ina-Yoko Teutenberg rollte am Sonntag bei den deutschen Straßenradmeisterschaften der Frauen in Neuwied nach 112 Kilometern vor Judith Arndt (Leipzig) als Siegerin über den Zielstrich. Die Düsseldorferin erkämpfte sich mit dem Titel bereits die zweite Medaille in drei Tagen. Beim Zeitfahren am Freitag war sie Dritte geworden. Das Meistertrikot hatte sich da Arndt gesichert.

Da Vorjahresmeisterin Charlotte Becker (Berlin) im Kampf gegen die Uhr den zweiten Rang belegte, standen gleich fünf Frauen vom USA-Highroadteam auf dem Siegerpodest. »Etwas Besseres kann uns im Moment gar nicht passieren«, freute sich Ex-Profi Erik Zabel. Der Berliner spielte damit auf die Gefahr an, dass sich die beiden US-Mannschaften (Frauen und Männer) zum Saisonende auflösen. Judith Arndt bekundet allerdings Vertrauen zu Teamchef Bob Stapleton. »Ich denke unser Chef wird es schon richten.« Der Multimillionär klingt jedoch gar nicht so optimistisch: »Ich suche einen Sponsor, der für die nächsten drei Jahren einen Vertrag über zehn Millionen Euro unterschreibt. Klappt das nicht, müssen wir den Betrieb zurückschrauben. »Bis Olympia im nächsten Jahr fahre ich auf alle Fälle weiter«, bleibt Teutenberg optimistisch. Auf die 36-Jährige ist Frauenbundestrainer Thomas Liese gleich im doppelten Sinne scharf: »Ina kann bei Olympia in London auf Bahn und Straße mitmischen. Neben dem Straßenrennen würde ich sie gern im Omnium auf der Bahn einsetzen.« Da wird der Leipziger noch reichlich Überzeugungsarbeit leisten müssen. Teutenberg, die im Winter in Kalifornien lebt, bleibt nämlich skeptisch: »Ich bin lange nicht mehr auf der Bahn gefahren. Ich konnte zwar im Omnium mitmischen, aber da müsste ich im Winter dreimal um die Welt zu den Weltcups fliegen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das will.«

Auf Olympia ist auch die 37-jährige Thüringerin Hanka Kupfernagel heiß. Sie durchbrach mit ihrem dritten Rang am Sonntag die Dominanz des HTC-Teams. Durch einen Spurt aus der Verfolgergruppe sicherte sie sich den Podestplatz. Nach ihrem Sieg bei den Bergmeisterschaften unterstreicht die mehrfache Welt- und über 50-malige Landesmeisterin auf Straße, Bahn, im Cross und beim Mountainbike, dass sie um ein Olympiaticket kämpft. »London sehe ich schon noch einmal als mein Ziel«, so Kupfernagel, die derzeit wegen der idealen Trainingsbedingungen in Staufen im Breisgau wohnt. Beim Zeitfahren am Freitag war sie gestürzt, hatte 40 Sekunden verloren und Platz fünf belegt. Eigentlich wollte sie im Straßenrennen nicht antreten. Trainer Michael Rich beschwor sie: »Hanka, du hast eine gute Form, warum willst du etwas verschenken?« Sie ist von den drei Medaillengewinnern am Sonntag die Einzige, die im Winter in Europa durchhält. Auch Arndt treibt es in die Ferne. »Im Moment lebe ich in München und im Winter in Australien«, sagt die neunmalige deutsche Straßenradmeisterin.

Mit einem Außenseitersieg endete das Männerrennen. Der 28-jährige Robert Wagner holte sich den Titel. Nach 208 Kilometern verwies der Magdeburger im Massensprint den Pulheimer Gerald Ciolek auf den zweiten Platz. John Degenkolb (Erfurt) wurde Dritter.

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