nd-aktuell.de / 27.06.2011 / Sport / Seite 18

Kampf und Luxus

Favorit England trifft heute auf Mexiko

Dominik Kortus, SID

Seit 13 Jahren ist Hope Powell Nationaltrainerin Englands. »Wir haben viel mehr Tiefe im Kader als zuletzt«, sagt sie vor dem Auftaktspiel heute gegen Mexiko, »zum ersten Mal habe ich diesen Luxus.«

Luxus, ein Wort, das so gar nicht zu ihrem eigenen Werdegang passt. »Es war ein Kampf, alles war ein echter Kampf«, berichtet die 45-Jährige. Aufgewachsen mit drei Stiefbrüdern und einem gewalttätigen Stiefvater lernte sie schnell, sich zu behaupten. Auch auf dem Bolzplatz. »Beim Wählen der Mannschaften wurde ich das erste Mal nicht beachtet. Beim nächsten Mal wieder nicht. Und wieder nicht. Und so weiter, sagt Powell (Foto: AFP). Doch als die Jungs sie endlich mitspielen ließen und ihr dann kleinlaut bescheinigten, dass sie ja »so schlecht« gar nicht spiele, ließ ihre verbale Revanche nicht lange warten: »Ich weiß, dass ich nicht schlecht bin. Nur viele von euch sind es«, antwortete sie den verdutzten Jungen.

Doch der nächste Rückschlag ließ nicht lange auf sich warten. Ihre Schule schmiss sie mit zwölf Jahren aus dem Mixed-Team, Mädchen war das Spielen mit Jungs nicht mehr erlaubt. »Ich konnte das nicht verstehen. Ich wollte doch einfach nur Fußball spielen«, äußerte sie. Einfach nur Fußball spielen – gegen alle Widerstände. Selbst das Verbot der Mutter konnte Powell nicht stoppen. Zu dieser Zeit spielte sie bereits in einem Frauenteam.

Erst als sie mit 16 Jahren ihr Debüt in der englischen Nationalelf gab, glätteten sich die Wogen. Und ihre Karriere begann: 66 Länderspiele, Meisterschaft und FA-Cup-Siege. 1998 schaffte sie mühelos den Wechsel auf die englische Trainerbank, wurde 2003 erste weibliche Inhaberin einer Pro-Lizenz der Europäischen Fußball-Union – und seit 2010 darf sie sich »Commander of the British Empire« nennen. Die dritthöchste Stufe des britischen Verdienstorden.

Unter Powell gehen die Engländerinnen als einer der Favoriten in das Turnier. Doch auch im Land des ersten Gegners hat sich der Frauenfußball entwickelt. »Dies ist das beste Nationalteam, das wir jemals hatten«, freut sich Mexikos Stürmerin Maribel Dominguez auf den Anpfiff in Wolfsburg.