nd-aktuell.de / 29.06.2011 / Politik / Seite 7

Zum Tod von »Moe« Hierlmeier

Ohne ihn wären die Bundeskoordination Internationalismus (BUKO) und die Interventionistische Linke nicht die, die sie sind. Josef »Moe« Hierlmeier war ein engagierter Internationalist, der seine grundsätzliche Kritik an den bestehenden Verhältnissen mit konkretem politischem Engagement verband. Die BUKO, die früher »Bundeskongress entwicklungspolitischer Aktionsgruppen« hieß, prägte er wesentlich mit, organisierte Kongresse, Seminare und Veranstaltungen. Unter anderem rief er den Arbeitsschwerpunkt Weltwirtschaft ins Leben, mit dem die BUKO sich ab Ende der 1990er Jahre in die Debatten um Globalisierung und ihre herrschaftliche Gestaltung einmischte. Er gab die BUKO-Debattensammlung »radikal global« mit heraus und schrieb regelmäßig für die Monatszeitung »analyse und kritik«. Seine WeggefährtInnen schätzten sein außerordentliches Wissen. Über die deutsche Romantik habe er ebenso qualifiziert reden können wie über den französischen Poststrukturalismus.

1959 geboren und in Schierling aufgewachsen, wollte Moe Hierlmeier zuerst Priester werden, trat dann mangels Alternativen auf dem Land der Jungen Union bei und wurde in den 1970er Jahren zum Linken. Nach seinem Umzug nach Nürnberg engagierte er sich in der westdeutschen Anti-Atom- und Friedensbewegung und landete auch einige Jahre beim Kommunistischen Bund. Ihm war das Lernen aus der Geschichte wichtig – er analysierte das Scheitern von emanzipatorischen Ideen und Projekten, um daraus Schlussfolgerungen für aktuelle Auseinandersetzungen zu ziehen. Er schrieb auch ein Buch über Internationalismus, das einen Überblick zu Geschichte, soziologischen und philosophischen Grundlagen und Debatten dieser Bewegung bietet. Er leitete das Buch mit der Bemerkung ein, es sei aus der Perspektive eines linken Aktivisten geschrieben, »der seit 25 Jahren in sozialen Bewegungen ständig seine nächsten Irrtümer vorbereitet«. Mit Resignation hatte das nichts zu tun, seine FreundInnen attestierten ihm viel mehr eine »informierte Gelassenheit«, »die keinen Zweifel daran ließ, dass für emanzipatorische Projekte auch wieder bessere Zeiten anbrechen würden«.

Seine späte Entscheidung, Hauptschullehrer zu werden, ließ ihm weniger Zeit für die politische Arbeit. Dennoch blieb er in philosophischen und soziologischen Debatten stets auf dem Laufenden, diskutierte gerne nächtelang über Strategien einer emanzipatorischen Veränderung. Seinen FreundInnen wird er mit seinem Witz und seinem Lachen in Erinnerung bleiben. »Wir hätten ihn noch gebraucht«, schrieb ein Mitstreiter. Am 17. Juni 2011 starb »Moe« Hierlmeier mit 52 Jahren an einem Herzinfarkt.

Ann Friday