nd-aktuell.de / 06.07.2011 / Kultur / Seite 8

Auf Werbetour

Peer Steinbrück wurde von der Friedrich-Ebert-Stiftung für sein Buch »Unterm Strich« geehrt

Aert van Riel

Peer Steinbrück ist offensichtlich auf Werbetour für die eigene Kanzlerkandidatur im Jahr 2013. Passend dazu war auch sein Termin gestern Abend. Er selbst stand im Mittelpunkt und eine wohlwollende Berichterstattung ist ihm sicher. Der SPD-Abgeordnete wurde in Berlin für sein Sachbuch »Unterm Strich« mit dem Preis »Das politische Buch« der parteinahen Friedrich-Ebert-Stiftung geehrt. Die Festrede sollte Steinbrücks Nachfolger als Finanzminister, Wolfgang Schäuble (CDU), halten.

Inzwischen zählt Steinbrück zu den beliebtesten Politikern des Landes. Er gilt nicht erst seit seinem Bucherfolg als sachlich, kompetent und professionell. Diese Einschätzung ist seiner Selbstvermarktung als deutscher Krisenmanager während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 geschuldet. Tatsächlich aber hatte der studierte Volkswirt deren Folgen lange unterschätzt. Nach der Pleite der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 behauptete er, das deutsche Bankensystem sei relativ robust und ein Bankenrettungsprogramm nicht notwendig. Auch Konjunkturprogramme lehnte er zu diesem Zeitpunkt vehement ab. Doch schon bald musste der Finanzminister seine Einschätzungen korrigieren. Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit machte der gebürtige Hamburger dann nur noch mit populistischen Ausfällen im Streit um Steuerhinterziehungen gegen die Schweiz, Österreich, Liechtenstein und Luxemburg Schlagzeilen.

Nun plant der überzeugte Verfechter der Schröderschen Agenda 2010 offenbar, als Spitzenkandidat in den Wahlkampf 2013 zu ziehen. Aufgrund des Mangels an geeignetem SPD-Führungspersonal wird er wohl auch von Parteilinken akzeptiert werden müssen. Deren Sprecher Ernst Dieter Rossmann lobte den 64-Jährigen vor kurzem sogar als einen »herausragenden Sozialdemokraten«. Die K-Frage will Steinbrück »zu gegebenem Zeitpunkt mit zwei oder drei Führungspersönlichkeiten« klären. Eine sehr selbstbewusste Aussage für jemanden, der als Landeschef für die historische Niederlage der NRW-SPD 2005 mitverantwortlich war und vor zwei Jahren im Kampf um das Direktmandat im Wahlkreis Mettmann I gegen die CDU-Kandidatin Michaela Noll deutlich unterlag.