nd-aktuell.de / 09.07.2011 / Kultur / Seite 29

»Beim Küssen pikst er längst nicht mehr«

ICH HAB'S EINFACH MAL PROBIERT: Wie Dieter Besuch aus Olpe Bartweltmeister wurde

Die ganze Sache ist höchst kurzweilig, hat aber dennoch einen langen Bart. Und der brachte dieser Republik sogar einen WM-Titel mehr ein: Dieter Besuch (54) aus Olpe ist weltbester Kinn- und Backenbartträger 2011 (Foto: dpa). Im norwegischen Trondheim setzte sich der Diplom-Ingenieur in seiner Spezialdisziplin »Freestyle« gegen 22 Konkurrenten durch. Zur globalen Leistungsschau der Antirasurfraktion waren insgesamt 160 Kandidaten aus 15 Nationen in Europas Norden gereist.

ND: Wie kommt ein Mann auf die Idee, bei einer Bart-WM zu starten?
Im Grunde ist meine Frau daran schuld. Die hat mich mal zum »Schönsten Bart des Sauerlandes« angemeldet. Da habe ich es einfach mal probiert – und wurde auf Anhieb Erster.

Ihre jetzige Spannweite von 1,60 Meter ließ sich dann aber nicht aus dem Stand produzieren.
Der Bart wächst schon über 25 Jahre.

Lohn des langen Atems: Heute punkten Sie mit einem extravaganten Kinn- und Backenbart.
Vorher habe ich alle möglichen anderen Varianten ausprobiert, vom Vollbart bis zum Chinesenbart. Aber eines Tages im Urlaub bin ich bei einem Almwirt eingekehrt, und der hatte seinen Schnurrbart nach oben gezwirbelt, und das hat mir gefallen. Allerdings wurde es irgendwann problematisch, meinen Bart zu stylen, als der länger und länger wurde. Simple Bartwichse reichte nicht mehr – bis ich auf die Idee gekommen bin, alternativ ein Spraygel zu verwenden.

Strapaziert das nicht auf Dauer die Barthaare?
Nein. Die werden schließlich vorher jeden Morgen gewaschen, mit einer Spülung, außerdem kommt noch eine Föhnlotion rein. Das kann der Bart gut ab.

Den Titel in Trondheim hat Ihnen eine besonders aufwendige Kreation gesichert: fünf Haarkringel links und rechts, von innen nach außen spiralförmig...
Dabei ist mir meine Lieblingsfriseurmeisterin Gudrun Zunker zwei Stunden um den Bart gegangen. Ohne Gudrun Zunker geht nichts!

Im Alltag zwischen internationalen Titelkämpfen werden Sie wohl eine deutlich reduzierte Version bevorzugen?
Dann trage ich nur einen Ring. Das schaffe ich auch ohne Gudrun Zunker, in rund 20 Minuten.

Immer noch ein ziemlicher Zeitaufwand.
Stimmt. Aber man muss das eben jeden Tag machen.

Was ist das Tolle daran, einen solchen Bart zu tragen?
Das wertet einfach das Gesichtsfeld auf. Und hebt einen von der Masse ab: Sie stehen eigentlich immer im Mittelpunkt – und das im äußerst positiven Sinn. Ich werde immer äußerst nett angesprochen.

Was halten Sie eigentlich vom üblichen 3-Tage-Bart?
Ich halte ihn für ungepflegt.

Frauen sagen: Bärte piksen beim Küssen.
Mein Bart pikst längst nicht mehr, weil der lang genug ist.

Jetzt im Sommer könnte Ihr Bart nun doch ein wenig lästig werden.
Überhaupt nicht. Beim Schwimmen binde ich die beiden Enden hinten zusammen. Dann sieht das aus wie ein Pferdeschwanz.

Gespräch: René Gralla

Weitere Infos beim »Verband Deutscher Bartclubs« (VDB): www.verband-deutscher-bartclubs.de[1]

Links:

  1. http://www.verband-deutscher-bartclubs.de