nd-aktuell.de / 12.07.2011 / Brandenburg / Seite 12

Parzinger verteidigt teures Stadtschloss

(dpa). Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, hat die Kostensteigerung beim geplanten Wiederaufbau des Berliner Schlosses verteidigt. »Die neue Kostenobergrenze von 590 Millionen Euro ist ausschließlich der Preisindexentwicklung geschuldet, nicht irgendwelchen zusätzlichen Sonderwünschen oder Umplanungen«, erklärte Parzinger in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. »Jeder weiß, dass eine Kalkulation aus dem Jahre 2007 vier Jahre später so nicht mehr haltbar sein kann. Je schneller Schloss und Humboldt-Forum kommen, desto kostensparender wird es sein.«

Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte am vergangenen Mittwoch einen Kostenanstieg um 38 Millionen auf 590 Millionen Euro gebilligt. Davon sollen nach einem früheren Beschluss 80 Millionen durch Spenden aufgebracht werden. Zusätzliche 25 Millionen Euro für die barocke Ausgestaltung der Kuppel und dreier Portale müssten ebenfalls durch Spenden finanziert werden, entschieden die Abgeordneten mehrheitlich.

Eine kahle Kuppel droht nach Ansicht von Parzinger trotz der hohen Anforderungen an die Spendenbereitschaft nicht. »Ich bin sicher, dass die Kuppel am Ende auch der historischen gleichen wird«, sagte er. Es sei immer klar gewesen, dass Zusatzwünsche durch private Spendengelder realisiert werden müssten. »Spendengelder werden jedoch erst dann stärker fließen, wenn endlich das Bauen beginnt. Die bisherige Unsicherheit war lähmend, doch diese Unsicherheit hat der Haushaltsausschuss nun beseitigt.«

Die Rekonstruktion des im Krieg zerbombten Schlosses soll im wesentlichen 2014 beginnen und bis 2019 abgeschlossen sein. Hinter den barocken Fassaden ist ein modernes Kultur- und Kommunikationszentrum geplant. Die von Parzinger geführte Preußenstiftung wird mit ihren Sammlungen außereuropäischer Kunst zu den Hauptnutzern gehören.

Einen Vergleich mit der Dresdner Frauenkirche, die zu einem Gutteil mit Spenden wiederaufgebaut worden war, lehnte der Stiftungspräsident ab. »Die kontroverse und emotionale Diskussion ist ein Merkmal der Berliner Situation.« Die Begeisterung werde jedoch wachsen, je mehr die Bevölkerung in der kürzlich am Schlossplatz eröffneten Info-Box über das inhaltliche Konzept des Humboldt-Forums erfahre. Nach dem Aufschub des Projekts durch die Bundesregierung im vergangenen Jahr nannte Parzinger die endgültige Billigung durch den Haushaltsausschuss ein ermutigendes Zeichen: »Das war enorm wichtig.«