Prozess beginnt mit Geständnis

Mörder von Mirco: »Tat ist unentschuldbar«

  • Lesedauer: 3 Min.

Mit einem Geständnis des Angeklagten Olaf H. hat am Dienstag der Prozess um den Mord an dem kleinen Mirco aus Grefrath begonnen. Gerd Meister, der Verteidiger des 45-jährigen Familienvaters, erklärte am Dienstag vor dem Krefelder Landgericht, die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft seien im wesentlichen richtig. »Es wird ihn für viele Jahre ins Gefängnis bringen.« Olaf H. sagte am ersten Prozesstag zunächst nicht selbst aus. Sein Mandant sei suizidgefährdet, sagte Meister. Der Angeklagte soll den zehnjährigen Mirco im September vergangenen Jahres sexuell missbraucht und ermordet haben. »Es ist einfach schrecklich, das sieht mein Mandant genauso«, sagte der Verteidiger. Olaf H. werde sich aber nicht bei Mircos Eltern entschuldigen, denn: »Diese Tat ist unentschuldbar«.

Olaf H. ist wegen Mordes, Freiheitsberaubung und sexuellen Missbrauchs angeklagt. Die Eltern Mircos treten als Nebenkläger auf, waren am ersten Tag aber nicht anwesend. Beim Eintreten in den vollen Gerichtssaal verbarg der Angeklagte sein Gesicht: Er trug Sonnenbrille und Baseballmütze.

Auf der Straßenseite gegenüber dem Gericht war eine Gedenkstätte für Mirco aufgebaut – mit Kerzen, Bildern und Blumen. »Du fehlst uns« stand auf einem kleinen Zettel mit dem Foto Mircos.

Der Vorsitzende Richter Herbert Luczak verlas über zwei Stunden die Vernehmungsprotokolle der Kriminalpolizei. Der Angeklagte hatte den Beamten mehrere Tatversionen geliefert. Der Anwalt gab an, am Tattag habe sein Mandant Mirco abgepasst, ihn ausgezogen und sexuell missbraucht – aber dann gemerkt, dass dies »nicht sein Ding« sei. Dann habe er den Jungen erdrosselt, um die Tat zu verbergen. Er habe aber nicht mit einem Messer auf das tote Kind eingestochen, wie es in der Anklage steht. Olaf H. hatte schon am Tag seiner Festnahme Ende Januar gestanden, den zehnjährigen Jungen getötet zu haben. Er führte die Ermittler zu Mircos Leiche.

Der Junge war am 3. September 2010 abends auf dem Nachhauseweg von einer Skaterbahn in seinem Wohnort verschwunden. Um das Kind zu finden, hatte die Polizei eine der größten Suchaktionen in der Geschichte der Bundesrepublik gestartet: 1000 Polizisten durchkämmten die Felder rund um Grefrath am Niederrhein. Die zeitweise 65 Mann starke Sonderkommissison der Kripo ließ Autos blitzen und Tornado-Flugzeuge der Bundeswehr aufsteigen. Dieser Fall sei das Emotionalste gewesen, das er erlebt habe, sagte der damalige Soko-Leiter Ingo Thiel am Dienstag im WDR-Rundfunk.

Rasch hatten die Ermittler einen VW Passat als mögliches Täterauto ausgemacht. Ein Fahrzeug dieses Typs war der Dienstwagen von Olaf H. Bis zu seiner Festnahme wohnte der verheiratete Mann und Vater dreier Kinder unauffällig in einer Eigenheim-Siedlung in Schwalmtal bei Mönchengladbach, 17 Kilometer südlich von Mircos Wohnort. Der Vorsitzende Richter hat 15 Verhandlungstage bis Ende September angesetzt. dpa

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