nd-aktuell.de / 16.07.2011 / Kultur / Seite 32

So jung und doch schon: Es war einmal

Hans-Dieter Schütt

Nein, das sind nicht »Die Kinder von Golzow« aus dem Oderbruch, jene Helden der längsten filmischen Gruppenbiografie. Aber auch Daniel Radcliffe (Potter), Emma Watson (Hermione) und Rupert Grint (Ron) aus Charlotte Rowlings Fantasiekosmos erzählen vom Älterwerden, wie es nur der Film, wie es nur das fotografische Bild kann.

Die »Harry-Potter«-Hauptgestalten: Vier Fotos, zehn Jahre – 2000 bis 2010. Daniel Radcliffe sieht ein wenig aus, als wolle er später der Kabarettist Matthias Richling werden. Der Emma Watson kann man buchstäblich zusehen, wie es ihr gelingt, von niedlich auf schön zu wechseln. Und Rupert Grint? Ist der etwas unbeholfene Gaukler mitten im Glamour, mit den großen Ohren und den pfiffig-komischen Maulwurfsaugen – die sich gern hinter Haargardinen verstecken oder auf tausend Arten verdutzt blicken können. Ein stutziger Kumpeltyp, nie Tom Sawyer, immer Huckleberry Finn. Er ist der Einzige auf diesen Fotos, über dessen Gesicht, einen Blitzlichtmoment lang, der Schatten eines leisen Ernstes weht. Vielleicht wird er Komiker.

Drei, die mit dem Ende ihrer Film-Geschichte im Jugendalter doch schon einen Ruhestand erreicht haben. So erzählen Fotos von der melancholischen Substanz des Lebens: seinem Fortlauf. Die Drei von der Ruhmestankstelle hatten eine große Schwierigkeit zu bewältigen: in ihre Rollen hineinzukommen. Nun die möglicherweise größere Mühe: heil wieder herauszukommen, in jene andere Rolle, die man das eigene Leben nennt. Keine Zauberschule.