Experte: Nachterstedt muss gesperrt bleiben

Böschung am Concordiasee nach wie vor abrutschgefährdet

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Bewohner von Nachterstedt hatten nach dem verheerenden Erdrutsch gehofft, wenigstens noch einmal einen Fuß in ihre Häuser setzen zu können. Doch die gesperrte Zone darf wohl nie mehr betreten werden.

Nachterstedt (dpa/ND). Zwei Jahre nach dem Erdrutsch am Concordiasee in Nachterstedt hält Gutachter Michael Clostermann eine Rückkehr der Bewohner in ihre Häuser für unwahrscheinlich. »Ein Betreten des Geländes ist zu gefährlich und kann nicht verantwortet werden«, sagte der vom Land Sachsen-Anhalt eingesetzte Experte am Freitag in Magdeburg. »Nach dem jetzigen Kenntnisstand müssen alle Kippenböschungen des Tagebaurestloches in ihrer Standsicherheit als gefährdet eingestuft werden.« Alle Arbeiten zur Untersuchung müssten deshalb mit größter Vorsicht ausgeführt werden.

Bei dem Erdrusch waren am 18. Juli 2009 drei Menschen ums Leben gekommen, 40 Anwohner mussten für immer ihre Häuser verlassen. Sie hatten gehofft, die Siedlung wenigstens noch einmal betreten zu können, um Sachen aus den Häusern zu holen. Bei dem Erdrutsch waren 2,8 Millionen Kubikmeter Böschungsmasse in den See gestützt und hatten ein Doppelhaus und eine Haushälfte in die Tiefe gerissen.

Das Unglück sei nicht vorhersehbar gewesen, sagte der Experte. Nach derzeitigen Einschätzungen werden die Bohrarbeiten zur Ursachenermittlung bis zum Herbst 2012 dauern. »Der Abschlussbericht kann voraussichtlich erst im Sommer 2013 erstellt werden«, sagte Clostermann. Der Bergbausanierer LMBV war bislang davon ausgegangen, den See bereits 2012 wieder für Wassersport oder zum Baden freizugeben.

Nach ersten Erkenntnissen könnte erhöhter Grundwasserdruck eine Ursache für das Abrutschen des Hanges gewesen sein, sagte Clostermann. Außerdem sei wahrscheinlich von beiden Seiten Wasser auf Teile des Hanges geströmt. Weitere Bohrungen im und am See müssten Aufschluss geben. Experten sammeln von zwei Pontons auf dem Concordiasee aus Daten aus dem sogenannten Rutschungskessel und dessen Umgebung. Diese Erkundungen geschehen mit Drucksondierungen und Kernbohrungen bis in 100 Meter Tiefe.

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