Holzhochhaus in der Öko-Stadt

Bei Bad Aibling in Bayern entstand auf einem früheren Kasernengelände eine ganz besondere Siedlung

  • Karl-Wilhelm Götte, Bad Aibling
  • Lesedauer: 3 Min.
Bisher gab es mit derart hohen Holzbauten keine Erfahrungen in Deutschland. Doch bei Bad Aibling in Bayern ist nun ein 25-Meter-Holzhaus entstanden.
25 Meter hoch ist das Holzhochhaus in Mietraching (Bayern), hier noch als Modell zu sehen. Nach Angaben der Erbauer handelt es sich
um das derzeit höchste Holzhaus in Deutschland. Die Wohnungen sind, weil vorwiegend barrierefrei konzipiert, gerade für ältere und behinderte Menschen besonders geeignet.
25 Meter hoch ist das Holzhochhaus in Mietraching (Bayern), hier noch als Modell zu sehen. Nach Angaben der Erbauer handelt es sich um das derzeit höchste Holzhaus in Deutschland. Die Wohnungen sind, weil vorwiegend barrierefrei konzipiert, gerade für ältere und behinderte Menschen besonders geeignet.

Auch so kann ein ehemaliges US-Kasernengelände genutzt werden. Das Richtfest für »Holz 8« hat schon stattgefunden, die markante Holzfassade des Hauses ist weithin sichtbar. 25 Meter hoch ragt Deutschlands höchstes Holzhochhaus in Mietraching bei Bad Aibling, 60 Kilometer südlich von München, mit Blick auf den Wendelstein. 750 Kubikmeter Fichtenholz wurden in den Wänden der acht Stockwerke verbaut und sorgen zusammen mit anderen Maßnahmen für ein »Nullenergiehaus«.

»Etwa 20 Wohnungen für Privatleute und Büros werden vermietet«, sagt Evelyn Gorgos von der Pressestelle der B&O Wohnungswirtschaft. B&O in Mietraching fungiert als Bauherr fungiert. Die nicht gewerblich genutzten Wohnungen sind zwischen 40 und 90 Quadratmeter groß, eine 150 Quadratmeter große Penthouse-Wohnung wird im siebten Stock errichtet. Momentan läuft das Bewerberverfahren für die zu vermietenden Wohnungen in dem 2,6 Millionen Euro teuren Bau.

Zehnmal schneller

Das Immobilienunternehmen B&O, das im Kerngeschäft 420 000 Wohnungen in ganz Deutschland betreut, hat schon 2005 das über 60 Hektar große einstige US-Kasernengelände erworben. Man will modellhaft zeigen, wie aus einer öden Barackensiedlung eine Vorzeigestadt werden kann, in der Wohnen, Gewerbe, sportliche Einrichtungen und sparsamer Landflächenverbrauch miteinander harmonieren. Etwa ein Dutzend Firmen arbeiten bereits auf dem Gelände, ein Hotel mit 80 Betten wurde 2008 eröffnet und demnächst wird es ein Fußballinternat geben.

Zentrales Element von B&O-Chef Ernst Böhm, der auf dem Kasernengelände insgesamt 35 Millionen Euro investieren will, ist die »Nullenergiestadt«. Paradebeispiel soll dafür das achtstöckige Holzhochhaus werden, erste Erfahrungen konnte B&O gleich nebenan mit einem vierstöckigen Holzhaus sammeln, das zwei Jahre zuvor erstellt wurde. Die Holzbauweise eines Hauses geht um den Faktor zehn schneller als der Betonbau. »Wir brauchen für Holzbauten sechs Wochen für den Rohbau – statt sechs Monate«, erzählt der Münchner Architekt Arthur Schankula.

Bei Bad Aibling wurden auf großen Lastkraftwagen drei Meter breite und zwölf Meter lange Holzwände und -decken als Fertigteile angeliefert. »Da haben wir ein Geschoss sogar in zwei Tagen fertig gestellt«, so Schankula, der seit 1987 Erfahrung im Holzhausbau sammeln konnte und zuletzt eine Schulmensa in München in Holzbauweise fertig gestellt hatte. Auch die Massivholzwände in Mietrachinger Holzhochhaus haben einen Holzkern und sind mit Gipsplatten geflankt. Die 20 Zentimeter dicken Decken bestehen aus fünflagigem Holz.

Die Wärmedämmung mit Holzkonstruktion und Mineralwolle, um den Passivhausstandard fast zu erreichen, ist durchgängig mit 24 Zentimetern ausgelegt. Mit kleinen Windrädern auf dem Dach und einer nachgerüsteten Wärmepumpe könnte sogar eine Plusenergievariante entstehen. Um den Schallschutz zwischen den Wohnungen zu gewährleisten, wurden an den Wänden Gipsplatten montiert.

Nachwachsender Rohstoff

Da es mit einem achtstöckigen Holzhochhaus bisher keine Erfahrungen gab, war die Einhaltung der Brandschutzauflagen das größte Problem. So gab es zuvor auch schon umfangreiche Großbrandversuche, die dazu führten, dass das Treppenhaus vollkommen aus Stahlbeton gebaut werden musste.

Die Erfahrungen im Holzhochhausbau bei Bad Aibling könnten wegweisend sein. »Holz kann auch im Geschosswohnungsbau Beton, Ziegel und Stahl ersetzen«, zeigt sich Bauherr Ernst Böhm überzeugt. Aufgrund der viel kürzeren Bauzeiten würden Anwohner auch wesentlich kürzer belästigt. Holz sei zudem ein nachwachsender Rohstoff, der aus der nahen Region angeliefert werden könne.

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