Legendär

Homare Sawa - die 32-Jährige führte Japans Fußballerinnen zum ersten Weltmeistertitel

  • Mark Wolter
  • Lesedauer: 2 Min.

So richtig wusste Homare Sawa nicht, wie ihr auf der großen Bühne des Weltfußballs geschah. Viermal wurde Japans Spielführerin nach dem gewonnen WM-Finale gegen die USA zur Ehrung gerufen, dreimal irrte sie allein und verunsichert mit den Trophäen über das Podest in der Frankfurter Arena. Erst beim gemeinsamen Jubel über den WM-Pokal konnte Sawa, die ihr Team in der Verlängerung mit ihrem fünften Turniertreffer ins Elfmeterschießen gerettet hatte, den Höhepunkt ihrer langen Karriere richtig genießen. »Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich an einem Abend Weltmeisterin, beste Spielerin und beste Torschützin werde«, sagte Sawa und versuchte, sich gleich aus der Rolle der Heldin zu manövrieren: »Dafür muss ich dem Team danken.«

Die 32-Jährige fühlt sich am wohlsten im Kreise der Mitspielerinnen, als Teil einer harmonierenden Mannschaft. Keine Allüren, keine Sonderstellung – und doch ist sie mehr als nur eine von elf, eine Ausnahme unter Gleichen. Sawa, die in der kleinen Stadt Fuchu westlich von Tokio aufwuchs und im Alter von sechs Jahren beim Training des älteren Bruders erstmals gegen den Ball trat, ist in der Heimat längst eine Legende. Ihr erster Schuss soll damals gleich ein Tor gewesen sein – der Beginn einer unglaublichen Karriere: 1991 debütierte sie als Zwölfjährige für Yomiuri Beleza in Japans erster Liga, mit 15 lief sie erstmals für die Nationalelf auf und erzielte dabei vier Tore gegen die Auswahl der Philippinen.

Mit 20 suchte Sawa eine neue Herausforderung, wechselte in die US-Profiliga und spielte fünf Jahre für die Denver Diamonds und Atlanta Beat. »Ich habe dort viel gelernt, vor allem mental«, meinte Sawa, die den Siegeswillen mit ins Nationalteam gebracht hat. Für die Jüngeren ist sie deshalb nicht nur Mittelfeldlenkerin, sondern auch Vorbild. Mitspielerin Nahomi Kawasumi hat noch immer ein Foto zuhause stehen, das sie als zwölfjährige Bewunderin auf dem Schoß von Sawa zeigt. Ob die Spielführerin nach 172 Länderspielen und 80 Toren die Mannschaft weiter auf den Rasen führt, weiß sie noch nicht. »Es war eine sehr lange Reise«, sagte Sawa nach ihrer fünften WM. Auch wenn sie nicht mehr bis Olympia 2012 in London spielt, Japans Fußballerinnen wird sie als Inspiration bleiben.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal