Ver.di: Mehr als 700 Stellen fehlen in Finanzämtern

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di schlägt Alarm. Denn den Berliner Finanzämtern fehlten nach Gewerkschaftsangaben zu Beginn dieses Jahres mehr als 700 Stellen, was in etwa der gemeinsamen Personalstärke der Finanzämter in Prenzlauer Berg, Wilmersdorf und Zehlendorf entspricht. Grundlage für den Fehlbedarf sind Berechnungen der Senatsverwaltung für Finanzen, die nach bundeseinheitlichen Standards vorgenommen werden: Demnach benötigen die Finanzämter in Berlin 6720 Stellen, im Landeshaushalt vorgesehen sind jedoch nur 6008 Stellen.

Ver.di kritisiert jetzt, dass dem Land Berlin durch die Nichtbesetzung jährlich ein dreistelliger Millionenbetrag an Steuern entgehe. »Berlin kann es sich nicht leisten, auf Steuereinnahmen zu verzichten«, meint Klaus-Dieter Gössel, der Vorsitzende der ver.di-Fachkommission Steuerverwaltung. Zudem führe die Unterbesetzung neben den Einnahmeausfällen auch zu höheren Krankenständen. »Auf Dauer können 89 Prozent der Beschäftigten eben nicht 100 Prozent der Arbeit schaffen«, erklärt Gössel.

Nach Angaben des Gesamtpersonalratsvorsitzenden der Finanzämter, Klaus Wilzer, gegenüber ND greifen die Finanzämter derzeit auf ein sogenanntes Risikomanagement zurück. Das heißt, ein Rechner prüft die Steuererklärungen auf Auffälligkeiten, die dann gegebenenfalls als Prüfhinweise ausgegeben und dann von den Mitarbeitern abgearbeitet werden müssen. »Wir betreiben nur noch Mangelverwaltung. Eine qualitativ hochwertige Arbeit kann nicht mehr geleistet werden«, sagt Wilzer. Viele Mitarbeiter würden ihre Arbeit als »entwertet« sehen. Für zusätzlichen Frust sorgt, dass Berlin Schlusslicht bei der Beamtenbesoldung ist.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal