nd-aktuell.de / 20.07.2011 / Politik / Seite 7

»Wie komme ich auf die schwarze Liste?«

Palästina-Aktivisten zogen Bilanz

»Willkommen in Palästina« hieß die Aktion. Ab 8. Juli hatten etwa 600 Palästina-Aktivisten aus verschiedenen Ländern versucht, über den Flughafen Tel Aviv explizit »nach Palästina« weiterzureisen. Am Dienstag berichteten einige von ihnen nach ihrer Rückkehr in Berlin von ihren Erlebnissen.

Berlin (ND-Lejeune). Regisseurin Cynthia Beatt, die seit Jahrzehnten in Berlin lebt, schaffte es gar nicht erst nach Tel Aviv. Sie war auf die »schwarze Liste« geraten, die das israelische Innenministerium seit Anfang Juli an Fluggesellschaften versandt hatte. »Ich mag die Bezeichnung ›schwarze Liste‹ überhaupt nicht. Sie impliziert, dass die Personen auf dieser Liste etwas Schlimmes in der Vergangenheit getan hätten. Ich weiß aber überhaupt nicht, warum ich auf diese Liste gekommen bin. Ich war niemals zuvor in Palästina.«

Im Gegensatz zu vielen anderen gelang es Angelica Seyfrid aus Deutschland auf dem Tel Aviver Flughafen Lod anzukommen. Als sie an der Passkontrolle sagte, sie wolle nach »Palästina«, sei sie aber sofort festgenommen worden. »Ich verweigerte mich der Abschiebung, die Israel an Ort und Stelle ausführen wollte. Daraufhin wurde ich mit mehreren anderen Teilnehmern der Aktion, die sich ebenfalls der Abschiebung widersetzten, in ein Gefängnis gebracht.«

Angelica Seyfrid klagte mit Unterstützung der »Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden« vor einem israelischen Gericht gegen ihre Abschiebung. Die Klage wurde abgewiesen. »Der Richter sprach in seiner Begründung von ›geheimdienstlichen Erkenntnissen‹, wonach ich angeblich eine Staatsfeindin sei«, berichtete sie. Allerdings sei der schriftlichen Urteilsbegründung zu entnehmen, dass dem Gericht diese »geheimdienstlichen Erkenntnisse« nicht vorlagen.

Elsa Rassbach, die internationale Medien-Koordinatorin der »Flytilla«, bewertete die Aktion »aufgrund der großen Medienresonanz als einen großen Erfolg«. Einige hunderttausend Menschen mehr auf der Welt wüssten von der Unterdrückung der Palästinenser, »die nicht einmal Gäste empfangen dürfen, die sie eingeladen haben«.