Weniger Schlechtwetter auf dem Bau

Deutscher Wetterdienst: Anpassungen für den Klimawandel in Städten notwendig

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 3 Min.
Für den Klimaschutz ist die Bilanz der vergangenen anderthalb Jahre aus Sicht des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ziemlich schlecht. In seiner Jahresbilanz skizzierte der DWD am Dienstag in Berlin die Konsequenzen des Klimawandels für die hiesige Bauwirtschaft.

Im Jahr 2010 hat die Menschheit fast 31 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre geblasen. Es gab keine verbindlichen Vereinbarungen, die weltweiten Emissionen des Treibhausgases zu senken. Der Präsident des Deutschen Wetterdienstes, Gerhard Adrian, kritisierte auf der jährlichen Klima-Pressekonferenz der Bundesbehörde: »Die bestehenden Minderungszusagen und Maßnahmen reichen nicht aus, die Erderwärmung bis 2100 auf zwei Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.« Im Gegenteil würde die weltweite Durchschnittstemperatur wegen der verbesserten Luftqualität in diesem Jahrhundert wohl noch um ein Grad zusätzlich steigen. Deswegen müsse die Gesellschaft sich auf Anpassungsmaßnahmen für eine wenigstens drei Grad höhere Temperatur einstellen.

Eine Gegenbewegung sieht der DWD-Präsident im forcierten Ausbau der erneuerbaren Energien. Diese könnten bis zum Jahr 2100 einen zentralen Beitrag zur CO2-Minderung liefern. Die Modellrechnungen des DWD zu den absehbaren Klimaveränderungen haben laut Adrian auch Auswirkungen auf die Nutzung der erneuerbaren Energiequellen. So würden sich die Niederschläge zunehmend ins Winterhalbjahr verlagern, was die Rolle der Wasserkraftanlagen als Speicher stärke. Die klarere Luft habe zudem seit den 1980er Jahren die Ausbeute der Solaranlagen verbessert. Dennoch bleibt Deutschland bei der Sonnenenergienutzung aus meteorologischer Sicht nur ein Platz im Mittelfeld. Bei der Windkraft sieht der DWD noch Ausbaumöglichkeiten. Besonders auf den bereits genutzten Standorten in Norddeutschland könne durch eine Erhöhung der Anlagen die Leistung der Anlagen erhöht werden. Jeder Meter Höhe bringe ein Prozent mehr Leistung.

Neben der Landwirtschaft zählt die Bauwirtschaft zu den vom Klimawandel unmittelbar betroffenen Branchen. Das gelte für die Anforderungen an Bauten ebenso wie für Stadtplanung und die Arbeitsbedingungen beim Bauen, sagte DWD-Vizepräsident Paul Becker. Mit steigenden Sommertemperaturen wachsen nicht nur die Anforderungen an Belüftung und Sonnenschutz. Man müsse auch darüber nachdenken, ob extreme Hitze in den Katalog der Wetterbedingungen für »erschwerte Bautätigkeit« gehören. Vor allem in Süddeutschland sei bis 2050 eine Zunahme der Hitzetage mit Höchsttemperaturen über 30 Grad Celsius um bis zu acht Tage zu erwarten. Heute sind es im Mittel sechs bis sieben. Diese Entwicklung werde sich ab 2050 beschleunigen und ganz Deutschland erfassen. Diese Entwicklung müssten auch Stadtplaner beachten. Frischluftschneisen müssten bewahrt und ausgebaut werden, Kanalsysteme an die häufigeren Starkregenereignisse angepasst werden.

Bisher gilt vor allem Frost als Störfaktor für den Bau. Die letzten drei Winter waren zwar nach Auskunft des Leiters des Bereichs Klimaanalyse des DWD, Gerhard Müller-Westermeier, kälter als der langjährige Schnitt, doch mittelfristig rechnet der DWD damit, dass die Zahl der Schlechtwettertage für die Bauwirtschaft bis zum Jahr 2100 zurückgehen wird. Gegenwärtig treten im Flachland im Durchschnitt bis zu 20 solcher Schlechtwettertage auf. Die Untersuchung zeige, dass deren Zahl in fast ganz Deutschland bis zum Jahr 2050 im Mittel um etwa drei pro Jahr zurückgehen wird. Zu den Gewinnern dieser Veränderung zählen allerdings vor allem Gebiete im Osten Deutschlands. Becker: »Je nach Region erwarten wir bis zum Jahr 2100 eine Abnahme um bis zu zehn Tage pro Jahr.«

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