Auch hierzulande handeln!

VVN-BdA fordert entschlossenes Vorgehen gegen Nazis in Deutschland

  • Heinrich Fink und Cornelia Kerth
  • Lesedauer: 3 Min.
Nach den mörderischen Attacken des rechtsradikalen Muslimhassers Anders Behring Breivik in Norwegen warnt die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) vor einer Verharmlosung der rechten Szene in Deutschland und drängt auf ein konsequentes Handeln gegen Neonazis.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sieht nach dem Massenmord an Demokraten, an Linken und Sozialisten in Oslo und Utøya/Norwegen »keine direkte Gefahr durch Terroranschläge von rechts« in Deutschland. Nach rund 150 Mordanschlägen von rechts gegen andersdenkende, anders aussehende und anders lebende Menschen, nach täglichen Morddrohungen der Nazis hierzulande ist eine solche Äußerung des zuständigen Ministers unfassbar. Und sie wurde veröffentlicht am selben Tag, da in Leverkusen neun Menschen, darunter eine Sinti-Familie, beinahe bei einem faschistischen Brandanschlag ums Leben gekommen wären.

Erinnern wir uns: Es war die bei den Nazis noch heute gültige Schwarze Liste der Anti-Antifa »Einblick«, die schon 1992 zur allgemeinen Lynchjustiz, zur »endgültigen Ausschaltung der politischen Gegner« aufgerufen hat: »Jeder von uns muss selbst wissen, wie er mit den ihm hier zugänglich gemachten Daten umgeht. Wir hoffen nur, ihr geht damit um!« Seit jener Zeit verfolgen die Nazis in Deutschland das Ziel, mit Terror das Land zu destabilisieren und zur Erhebung für die »deutsche nationale Identität« zu führen, um es »national zu befreien«. Ausländer und »Ausländerfreunde« sollen aus dem Land getrieben oder »ausgeschaltet« werden: »Der eigentliche Gegner ist nicht der Asylant, der Zigeuner, der Wirtschafts- oder Kriegsflüchtling. Wir müssen uns an die halten, die uns die Suppe eingebrockt haben.« (aus Einblick, Drohliste der Anti-Antifa, 1992) So hieß es lange vor dem »Manifest« des Anders Behring Breivik.

Erinnern wir uns: Es gab die hetzerischen Mahnung »Deutschland schafft sich ab« und die hunderttausendfach verbreitete rassistische Meinungsmache Thilo Sarrazins gegen Muslime. Es gab die Distanzierung von Sarrazin, der dann die allgemeine Umarmung folgte.

Jetzt hat in Norwegen ein Rechtsextremist und früherer Aktivist aus der antimuslimischen »Fortschrittspartei« (23 Prozent der Wählerstimmen) nicht nur gehetzt, sondern auch gemordet. Aber die etablierte Politik hierzulande will noch immer nichts gegen die antimuslimische Hetze unternehmen und pflegt in starkem Maße auch die antikommunistische und antiziganistische Propaganda. Die NPD soll nicht verboten werden. Faschistische Hasstiraden werden hierzulande als »Meinungsfreiheit« ausgegeben.

Er wolle »Europa vor Marxismus und Islamismus retten« erklärte der Massenmörder Breivik in seinem »Manifest«, dessen Inhalt auf rechten Blogseiten Deutschlands lebhaft begrüßt wird, wenn auch noch mit Distanzierung zu den Taten des selbst ernannten Kreuzritters. Gegen Linke und Muslime vorzugehen, ist auch der Konsens von der rechten Mitte bis zum rechten Rand.

Die VVN-BdA fordert die konsequente Aufklärung über die Vernetzung der Terrorszene vom Norden bis in unser Land. Sie weist auf die Drohungen (»Kommis töten« und »Kommt Zeit, kommt Rat, kommt Attentat«) hin, die gegenwärtig bei Antifaschisten eingehen, und sie verlangt, dass Polizei und Justiz diese ernst nehmen. Den Bundesinnenminister und die Länderinnenminister fordern wir auf, die rechte Gewalt nicht weiter zu verharmlosen, sondern ihr entgegenzutreten. Naziorganisationen gehören verboten, Nazipropaganda und Nazi-Aufmärsche ebenso!

Und schließlich ist – auch angesichts der Biografie des norwegischen Massenmörders – zu fragen: Wann werden die Sportschützenbünde und -vereine endlich unter Kontrolle genommen, die immer wieder Waffen und Ausbildung für Amokläufer und rechte Schützen bereithalten?

Heinrich Fink und Cornelia Kerth sind Bundesvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (VVN-BdA)

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