Keine Zeit

Kommentar von Haidy Damm

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 2 Min.

Nicht nur die Geringverdiener haben real weniger im Portemonnaie. So hat es jetzt das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) festgestellt. Der Reallohn ist auch bei mittleren und überdurchschnittlichen Einkommen gesunken. Gleichzeitig sind die Beschäftigten in Deutschland immer unzufriedener mit ihrem Job. Das fanden Arbeitswissenschaftler der Universität Duisburg-Essen in einer weiteren Studie heraus.

Tja, warum nur? Warum nur macht es schlechte Laune, am gleichen Arbeitsplatz weniger zu verdienen als die Kollegin gegenüber? Was ist einzuwenden gegen die morgendliche und abendliche Hetze, um die Kleinen aus dem Kindergarten abzuholen, weil die Betreuungszeiten nur knapp passend zu den Arbeitszeiten sind? Die Pflege der Eltern übernehmen? Das klappt schon irgendwie neben dem Job. Und die Erwartung, E-Mails sofort zu beantworten und das Mobiltelefon doch bitte nicht am Wochenende auszuschalten, ist aber wirklich nicht zu hoch gesteckt. Die Arbeit der Kollegen, die entlassen werden mussten angesichts der schlechten Betriebszahlen, nun, die ist sicher zu schaffen.

Höhere Arbeitsbelastung für weniger Lohn. Angesichts dieser Entwicklung verwundern die Ergebnisse der Wissenschaftler wenig. Erstaunlicher ist da schon, dass es außer der abgefragten Unzufriedenheit keine gesellschaftliche Debatte darüber gibt, wie Arbeit gestaltet werden soll. Nicht nur in den Elfenbeintürmen der Wissenschaft, sondern in den Büros und Fabrikhallen. Gemeinsam und organisiert. Doch dafür fehlt die Zeit, denn schließlich ruft die Arbeit. Da können die Arbeitgeber ganz beruhigt sein.

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