Falscher Ansatz

Kommentar von Ulrike Henning

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 1 Min.

Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) ist sich der Wirksamkeit seines Landärzte-Gesetzes so sicher, dass er sich auch nach den nächsten Wahlen noch auf dem Ministersessel sieht. Damit ist aber gesetzlich versicherten Patienten, die sich händeringend und schmerzgeschüttelt um einen Facharzttermin bemühen und immer häufiger in Krankenhausnotaufnahmen geschickt werden, noch lange nicht geholfen.

Das neue Gesetz will hier und dort im Gesundheitswesen kleine Korrekturen vornehmen, das meiste hat mit gesicherter ärztlicher Versorgung auf dem Lande nichts zu tun. Zudem verschleiert die Fokussierung auf fehlende Landärzte, dass zwischen der medizinischen Versorgung am Starnberger See und der in Nordbrandenburg ein Unterschied besteht, ebenso wie zwischen den reicheren und ärmeren Vierteln jeder Großstadt. Das Beharren auf dem Eid des Hippokrates als Basis ärztlichen Handelns ignoriert die Tatsache, dass sich Mediziner in der Regel mindestens der oberen Mittelschicht zuordnen und ihren Status erhalten oder verbessern wollen. Insofern ist die Suche nach einem lukrativen Praxisstandort der normale Gang der Dinge in einer Gesellschaft, in der Krankheit umfassend vermarktet und verwertet wird. Wer hier regulierend eingreifen will, muss bei der Spaltung in privat und gesetzlich Versicherte anfangen und beispielsweise die Arbeitgeber wieder in die vollständige paritätische Gesundheitsfinanzierung einbinden.

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