Ein Pharao am Boden

Standpunkt von Roland Etzel

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 1 Min.

Sic transit gloria mundi – selten in jüngster Zeit welkte so viel Ruhm der Welt so schnell wie bei Ägyptens gestürztem Präsidenten Mubarak. Er glich in manchem seinen pharaonischen Vorfahren, in der Herrschaftsdauer, in der Machtfülle, in der drakonischen Unterdrückung politischer Gegner. Noch vor Jahresfrist wagten diese allenfalls, zaghaft vor einer dynastischen Nachfolge im Präsidentenamt zu warnen – aus dem Exil. Jetzt stehen Vater und Söhne gemeinsam vor dem Kadi.

Noch im Dezember ließ er seine Partei in gewohnter Manier mit Druck und Fälschung die Parlamentswahlen gewinnen und sich vom Westen dazu gratulieren. Und sie kamen alle, die Konservativen, die Liberalen und auch die Sozialisten, deren Internationale seine Staatspartei mit großer Selbstverständlichkeit angehörte.

Jetzt liegt Mubarak förmlich vor Gericht, ein kranker, gebrochener Mann, gestürzt von einfachen Leuten mit Dauerdemonstrationen, abgetreten auf Anraten seiner überseeischen Freunde, nicht um ihn, sondern ihren Einfluss in Ägypten zu retten. Seit Mubarak nicht mehr als Eckpfeiler ihrer Mittelostpolitik taugte, nennen sie ihn nun auch verachtungsvoll Diktator und Machthaber, als hätte er das je ohne sie sein können.

Die Volksseele kocht noch immer. Die einstigen Satrapen des Pharaos wünschen sich jetzt nichts mehr, als dass ihr gestrauchelter Gott nun als Blitzableiter diene.

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