Patient ist Patient
Karla Schefter leitet ein Krankenhaus im afghanischen Chak
Kann man in einer westfälischen Großstadt etwas über eine zentralasiatische Krisenregion lernen? Wer Karla Schefter besucht, wird diese Frage bejahen. Die 69-Jährige trägt ein dunkles, derbes Gewand aus Wolle, auch hier, in ihrer kleinen Wohnung in der südlichen Innenstadt von Dortmund. Halb sitzt sie, halb liegt sie auf ihrem Sofa, eine Körperhaltung, die an einen Sultan erinnert. Neue Möbel hat die Frau in den vergangenen Jahrzehnten nicht angeschafft. Dafür nutzt sie ihr Domizil in Deutschland zu selten, oft nur einige Wochen im Jahr. Überall an den Wänden hängen Tücher und Decken. Auf dem Couchtisch breitet sie Fotos von ihrem nun schon über 20 Jahre währenden Leben in Afghanistan aus. Ein Mann mit Turban, der ein Kind mit Kopfverband auf seinem Arm hält, ist zu sehen. Auch verschleierte Frauen, über Lehrbücher gebeugt. »Die Fotos habe ich selbst gemacht«, erklärt Karla Schefter knapp. Im ersten Moment wirkt die gelernte OP-Schwest...
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