nd-aktuell.de / 06.08.2011 / Kultur / Seite 26

Das Cyber-Phantom

FAKTENcheck: Neuer türkischer Fußball-Star?

Jürgen Amendt
Wo ist Serdar Mete Coban?
Wo ist Serdar Mete Coban?

Türkische Medien waren begeistert. Serdar Mete Coban, eines der größten Talente des türkischen Fußballs, wird in der kommenden Saison in der Jugendauswahl der »Königlichen« von Real Madrid spielen. »Weiterer Türke für Real« hieß es auf Gazetefutbol.de. Mit acht Jahren habe der 1994 in Nordzypern geborene Mete zu kicken begonnen. Sein Weg führte ihn dann über Galatasaray Istanbul, West Ham United zu Inter Mailand. Reals Trainer Maurinho, der Mete schon aus seiner Zeit als Inter-Trainer kennt, soll, so hieß es, von seinem Neuzugang regelrecht begeistert sein. Um die Zukunft des türkischen Fußball braucht man sich also keine Sorgen zu machen.

Die Geschichte hat nur einen Haken: Es gibt keinen Spieler mit diesem Namen, jedenfalls keinen, der diese Biografie hat. Tagelang hielt sich der Streich eines Spaßvogels, der eine entsprechende Meldung übers Internet verbreitet hatte, in den türkischen Sportmedien. Erst als eine Zeitung etwas gemacht hat, was eigentlich am Anfang journalistischer Recherche stehen sollte, nämlich bei der Quelle nachzufragen, flog der Schwindel auf. Bei Galatasaray kannte niemand einen Serdar Mete Coban und bei Inter Mailand reagierte man nach Angaben der Webseite spox.com sogar erbost über die Lüge. Die Madrilenen scheinen dagegen anfällig für derartige Internetstreiche zu sein. »Es kann schon sein, dass so ein Spieler mal hier getestet wurde«, zitiert spox.com einen Sprecher des spanischen Klubs.

Die Medien, die auf den Scherz hereingefallen sind, gaben sich hernach kleinlaut. Dass sie aus der Geschichte aber etwas gelernt haben, darf man bezweifeln. Mete ist nicht das erste Phantom aus der Cyber-Welt. Vor zwei Jahren waren Medien auf eine ähnliche Geschichte hereingefallen. Masal Bugduv hieß damals das Ausnahmetalent, über das sogar die britische »Times« berichtete.