Bildung à la Pinochet
Kommentar von Martin Ling
Chile trägt schwer unter dem Erbe Augusto Pinochets. Am letzten Tag der Diktatur – dem 10. März 1990 – wurde mit dem Bildungsgesetz Loce der Privatisierung des Bildungswesens Tür und Tor geöffnet. Seitdem hat keine der zivilen Regierungen – auch nicht die sozialistisch geführten – diesem Treiben Einhalt geboten. Die logische Folge: Das Bildungssystem spiegelt mehr und mehr die soziale Ungleichheit wider. Reiche Sprösslinge von den teuren Privatschulen reüssieren bei den Aufnahmetests zu den Universitäten fast immer. Abgängern von öffentlichen Schulen bleibt nur, ihre nicht vorhandenen Chancen zu nutzen.
Proteste gegen das unsoziale und unfaire chilenische Bildungssystem gibt es derzeit nicht zum ersten Mal. 2006 riefen die Schüler und Schülerinnen in Anlehnung an ihre Uniformen die Revolution der Pinguine aus. Mehr als einen Achtungserfolg erzielten sie nicht.
Seit dem Erdbeben 2010 hat sich die Lage verschärft: Armen Gemeinden, denen die Schulverwaltung obliegt, fehlt es an Geld für den Wiederaufbau und der Zentralstaat unter dem rechten Präsidenten Sebastian Piñera entzieht sich der Verantwortung. Dass der Staat jetzt mit Repression statt einer Bildungsreform auf die Proteste reagiert, ist bezeichnend. Pinochet hat tiefe Spuren hinterlassen.
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