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Schafherde an der Börse

Kommentar von Kurt Stenger

Kapital ist ein scheues Reh, lautet ein bekannter Spruch aus alten Zeiten, als rauchende Schlote noch für Fortschritt standen. In der Ära des Finanzkapitalismus geht es indes nicht um Einzelverhalten – hier herrscht der Herdentrieb: Erst üben sich die Anleger im Erklimmen immer lichterer Höhen, dann blicken sie in den Abgrund – und allen wird schwindlig, weshalb das Motto plötzlich lautet: Nichts wie runter!

Genau hier stehen wir mal wieder. Selbst krude Weltuntergangsszenarien stoßen plötzlich auf Gehör, während zuvor die berechtigten Warnrufe insbesondere linker Ökonomen ignoriert wurden. Das Kernproblem: Die Politik hat zwar die globale Finanzkrise mit hektischen Notmaßnahmen bewältigt und die Weltwirtschaft konjunkturell stabilisiert, doch die tieferen Ursachen wurden nicht behoben. Es ist in globalem Maßstab weiter zu viel Kapital unterwegs, das nach Rendite sucht, während Staaten unter schwachen Steuereinnahmen leiden und die Armut wieder zunimmt. Da die Regulierung der Finanzmärkte kaum vorangekommen ist, bildeten sich wieder gewaltige Börsenblasen, die irgendwann platzen.

Diese monetären Ungleichgewichte sorgen in immer kürzeren Abständen für hektisches Auf und Ab – ob bei Aktien, Rohstoffen oder Staatsanleihen. Die Politik müsste nun lernen, darauf nicht mit genauso kurzsichtigen Aktionen zu antworten, sondern zum Kern des Problems vorzustoßen. Sonst gibt die Schafherde Börse weiter die Richtung vor.

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