nd-aktuell.de / 10.08.2011 / Kommentare / Seite 9

Martin Kröger zur neuen Kampagne für Zivilcourage

Mit Sicherheit

Plakate, Flugblätter und Piktogramme an Notrufsäulen. Bitter nötig ist die neue Kampagne für Zivilcourage im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Berlin mit Sicherheit. Schließlich ist die Verunsicherung unter den Berlinern nach der Serie von brutalen Gewaltübergriffen der vergangenen Monate in der U-Bahn und auf Bahnhöfen enorm gewachsen. Mit einem bloßen Verweis auf den rückläufigen Trend der vergangenen Jahre in den Kriminalitätsstatistiken bei der Gewalt im ÖPNV jedenfalls lassen sich die Ängste schon lange nicht mehr besänftigen – auch wenn die Zahlen der Polizei den Trend korrekt wiedergeben.

Inwiefern nun Appelle, Zivilcourage zu zeigen, helfen, bleibt abzuwarten. Zum Heldentum ist nicht jeder geboren, dass man bei Übergriffen nicht einfach wegschaut, sollte sowieso jedem klar sein. So oder so wird der Senat aber nicht darum herumkommen, die Ursachen von Gewalt zu erforschen. Auch die Prävention muss weiter verbessert werden. All diese Maßnahmen kosten natürlich viel mehr Geld als ein paar Plakate drucken zu lassen. Doch immerhin schicken Rot-Rot und BVG auch wieder mehr Personal auf Streife.

Während dies das Sicherheitsempfinden deutlich verbessern dürfte, bleibt die massive Ausweitung der Videoüberwachung im Zuge der Unsicherheitsdebatte wenig nachvollziehbar. Einen Gewaltvorfall haben die Kameras noch nie verhindert – auch wenn so mancher Täter im Nachhinein durch sie geschnappt werden konnte.