nd-aktuell.de / 16.08.2011 / Brandenburg / Seite 14

Schlecht gesehen, gut gemalt

Kurt-Mühlenhaupt-Museum zeigt brandenburgische Landschaften des Künstlers

Klaus Hammer

Mit Kaffee und Kuchen, Bier und Würstchen, Jazzmusik und Volksfeststimmung ist im Kurt-Mühlenhaupt-Museum Bergsdorf kürzlich die Ausstellung »Große Himmel – Stilles Land« eröffnet worden. Auf der gesamten Dorfstraße stand Auto an Auto, von überall her waren die Gäste und Freunde des vor sechs Jahren verstorbenen Malers mit dem roten Hut und der cremefarbenen Jacke gekommen.

Seit 1994 lebte der »poetische Realist« Kurt Mühlenhaupt in Bergsdorf bei Zehdenick. Er hat dort einen barocken Gutshof vor dem Verfall gerettet, ihn zusammen mit seiner Frau Hannelore zu seinem Musenhof mit Atelier und Museum umgebaut. Nach der Zeit im hektischen Westberlin fand Mühlenhaupt im Brandenburgischen Ruhe. Er hat Gegenden zwischen Spree, Havel und Oder zu malen begonnen. Solche Werke sind nun in Bergsdorf zu sehen.

Beim Betrachten wird man hineingezogen in die nur hier erlebbare Stimmung der Wiesen und Auen, der alten Bauernhäuser, der fernen Horizonte, in den Nebel, der über Neuholland liegt, die Schneeschmelze im Rhinluch, den Herbstwald vor Bergsdorf, das Unwetter, das über der Uckermark tobt. Man glaubt das Wehen des Grases im Wind, das Rauschen der Bäume, den Ruf des Kuckucks zu hören.

»Abgeschlossen ist das Thema noch lange nicht«, hatte Mühlenhaupt die Verehrer seiner Kunst beruhigt. »Ich bin ja erst 80.« Bald darauf ist er gestorben.

Mühlenhaupt gab kein bloßes Abbild der Wirklichkeit, er malte nicht topografisch genau, sondern veränderte, wandelte ab, brachte seine Stimmung mit hinein. Seine brandenburgischen Landschaften malte Mühlenhaupt vorwiegend im Atelier. Er trug die Erinnerung im Herzen und bedurfte nur kleiner Gedächtnisstützen. Er drückte die Farbe unmittelbar aus der Tube oder trug sie mit dem Spachtel auf. Dichtes warmes Braun, kühles Sandbraun, kühles Grün, Schwarz, verhaltenes Blau und Grau, ein getüpfeltes Weiß.

Da bricht ein Weg plötzlich ab, sein Ziel wird nicht sichtbar. Steil ragt der Baum als dunkle Silhouette vor dem Blau des kaum bewegten Himmels auf. Durch eine unheilbare Augenkrankheit konnte der Maler zuletzt nicht mehr richtig sehen. Die Formate seiner Bilder wurden größer, Details einzubringen, fiel ihm jetzt schwer. Er malte die Landschaften nicht mehr mit Wasserfarben oder Pastellkreide, sondern vorwiegend mit Ölfarben, die er nun wie Wasserfarben benutzte, wodurch die Farben wie durchsichtige Schleier zu schweben beginnen. Außerdem malte er schneller – oder zumindest schien es so –, wodurch der Eindruck ständig wechselnder Empfindungen entstand. Die Landschaft war immer wieder neu, in jeder Jahreszeit, in jedem Wetter, in jedem Licht, in jeder Stimmung des Künstlers – erfüllt von Schwermut und Einsamkeit.

Bis 4. September, Kurt-Mühlenhaupt-Museum, Bergsdorfer Dorfstraße. 1, Sa. und So. von 13 bis 18 Uhr, sonst nach Vereinbarung unter Tel.: (03 30 88) 505 50