Die Welt lebt ökologisch auf Pump

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Der »Welterschöpfungstag« stagniert. Wie 2010 lag er laut den Berechnungen des Global Footprint Networks auch 2011 am 21. August, während er 2009 erst am 25. September fällig wurde. Der Welterschöpfungstag ist der Tag, an dem die ökologische Regenerationsfähigkeit des Planeten erschöpft ist und ab dem die Menschheit quasi netto auf Kosten der Natur lebt. Denn das riesige Potenzial des Planeten ist trotz allem langfristig begrenzt – ob die CO2-Aufnahmefähigkeit der Wälder und Meere, die Trinkwasserreserven bis zu den Rohstoffen und der landwirtschaftlichen Nutzfläche.

Dass sich das Tempo des Raubbaus im laufenden Jahr nicht beschleunigt hat, ist kein Grund zur Entwarnung, denn eine Trendwende hin zu einer nachhaltigen Entwicklung ist auch am fernen Horizont nicht zu erkennen. Der politisch auch in Mainstreamkreisen diskutierte »Green New Deal« stellt die Prinzipien kapitalistischen Wirtschaftens nicht infrage, gibt aber vor, sie ökologisch und sozial einhegen zu können. Der Beweis steht aus, während offensichtlich ist, dass ein System, das auf unendliches Wachstum in einer endlichen Welt setzt, nicht dauerhaft funktionieren kann. Das wissen auch jene herrschende Politiker der Industriestaaten, die sich beim letzten Klimagipfel im mexikanischen Cancún zum wiederholten Male einem fairen, globalen Kompromiss verweigerten.

Stattdessen heißt Wachstum um jeden Preis weiter die Devise, obwohl Überschwemmungen in Pakistan, Waldbrände in Russland, Erdrutsche in Brasilien, Dürren in Australien und in Ostafrika allein seit 2010 klar illustrieren, dass die Naturkatastrophen zunehmen.

Eine konsistente politische Antwort lässt auf sich warten. Für Nachhaltigkeit führt kein Weg an einem Systemwechsel zu einem solaren Postwachstumsmodell vorbei. Viel Zeit für eine Trendwende beim »Welterschöpfungstag« bleibt nicht.

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