nd-aktuell.de / 29.08.2011 / Sport / Seite 19

Warten auf Nowitzki

Deutsche Basketballer fahren nach zwei Siegen gegen Mazedonien gestärkt zur EM

Oliver Händler

Ein Superstar kommt zum Schluss. Etwa eine halbe Stunde hat jede Mannschaft vor einem Basketballspiel Zeit sich allein auf dem Feld einzuspielen. Die gesamte deutsche Mannschaft war da – nur einer nicht: Dirk Nowitzki, der NBA-Meister, der beste deutsche Basketballer aller Zeiten, der Olympiaplatzbeschaffer wartete die offizielle Vorstellung aller Spieler ab, bevor er das Parkett in der Berliner Arena am Ostbahnhof betrat. Der frenetische Jubel von über 14 000 Fans war ihm gewiss. Der 81:65-Sieg im letzten Testspiel vor der Europameisterschaft in Litauen gegen Mazedonien war am Sonntag nur Nebensache. Alle wollten »ihren« Dirk sehen. Und auch im Spiel ließ er sie zappeln.

Kaum ein Star in Deutschland, ist so beliebt, obwohl ihn kaum jemand mal live gesehen hat. Über 26 000 Punkte hat Nowitzki in 13 Jahren nordamerikanischer Profiliga schon erzielt, die letzten davon in der Finalserie 2011 gegen Miami, das seine Dallas Mavericks im Juni endlich siegreich beendeten und damit einen neuen Nowitzki-Hype auslösten. Selbst die Spieler von Alba Berlin bekamen in ihrer Heimhalle nicht halb so viel Applaus wie der Würzburger.

Als in Berlin endlich Basketball gespielt wurde trafen Robin Benzing, Johannes Herber, Steffen Hamann, Philipp Schwethelm. Heiko Schaffartzik und Chris Kaman munter aus allen Lagen – nur einer nicht. Dirk Nowitzki. Die ersten drei Würfe gingen daneben, dann wurde er ausgewechselt. Erst Mitte des zweiten Viertels kam Nowitzki zurück und traf endlich seinen ersten Dreipunktwurf zum 27:18. Endlich Erlösung für die Zuschauer. Nicht auszudenken, hätten sie auch jetzt keinen Punkt von Nowitzki live gesehen. Am Ende waren es zwölf.

Dass die Deutschen auch ohne ihren Star in Wurflaune oder gar auf dem Parkett erfolgreichen Basketball spielen, ist die wichtigste Erkenntnis der Vorbereitungszeit. Bundestrainer Dirk Bauermann wusste, dass es weniger darum ging die Spielsysteme, sondern vielmehr die jungen Spieler, auf Nowitzki abzustimmen. »Die Spielzüge lernen die Jungs in zwei Tagen. Aber wir mussten uns erst einmal kennenlernen, um zu sehen, wer was kann, und wie man mit zwei so dominanten Spielern wie Nowitzki und Kaman zusammenspielt«, sagt Philipp Schwethelm, mit 19 Punkten bester Werfer der Deutschen. Schaffartzik, Benzing und Schwethelm haben gezeigt, dass sie in Testspielen Verantwortung übernehmen können. Nowitzki muss seine Fähigkeiten erst in Litauen beweisen.

Der Sieg gegen die Mazedonier am Sonntag fiel viel eindeutiger aus als zwei Tage zuvor in München beim knappen 70:68. Das nennt man dann wohl ansteigende Form. Rechtzeitig zur EM.