nd-aktuell.de / 31.08.2011 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 17

Zwischen Beifang und Plastiktüte

Folke Havekost
Auch die Hamburger Heinrich-Böll-Stiftung diskutierte kürzlich über die anstehende EU-Fischereireform. Schwerpunkte: Das Meer als Müllschlucker, als Rohstofflieferant und das Problem der Überfischung.

Derzeit seien »Ausbeutungsmuster wichtiger als nachhaltige Strategien«, kritisierte Helga Trüpel auf der Konferenz »MEER oder weniger?« in Hamburg. Erfolge sieht die grüne EU-Abgeordnete bislang eher auf rhetorischer Ebene. Die von den Staats- und Regierungschefs beschlossene Nachhaltigkeitsstrategie »Europa 2020« sei »ziemlich angegrünt auf der Ebene des Designs«, so Trüpel. »Die Umsetzung lässt doch noch sehr zu wünschen übrig.« Besonders kritisierte die 53-Jährige die EU-Abkommen mit afrikanischen Staaten, in deren Folge durch Abfischen dortige Märkte zerstört werden.

Angesichts der Überfischung forderte der Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack, die nationalen Flottengrößen an den Fischbestand anzupassen. Statt konsequentem Vegetarismus empfahl Maack, Fisch als verknappte »Delikatesse« zu begreifen, um das Aussterben von Fischbeständen zu verhindern.

»Nicht unbedingt die Schifffahrt ist das größte Problem, sondern die Landnutzer, die Flüsse häufig als ideale Müllkippe betrachten«, sagt dagegen die maritimpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Valerie Wilms. Wilms sprach sich für eine stärkere Ressourcenbesteuerung sowie Kunststoffpfandsysteme aus, um Anreize für den Ausstieg aus der Plastikproduktion zu schaffen.

Christine Bertram vom Kieler Institut für Weltwirtschaft forderte gegen die rücksichtslose Ausbeutung der Meere ein »großes Netz von Schutzgebieten auch auf hoher See« und regte ein Moratorium für den Meeresbergbau an. Derzeit befinde sich der Rohstoffabbau in den Meeren größtenteils noch in der Forschungsphase. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, um Regulierungen für die Zukunft zu finden. Sie wolle nicht, so Bertram, dass »der Tiefseebergbau uns in einigen Jahren überrollt, ohne dass die Bevölkerung ausreichend informiert ist«.