nd-aktuell.de / 01.09.2011 / Brandenburg / Seite 14

Hilfe für Frauen, denen Karriere wichtig ist

Antje Scherer, dpa

Anfangs hat sich Claudia Fischer mit ihrem Schützling in einem Café getroffen. »Aber das war es nicht«, sagt die Personalentwicklerin, die beim Bahntechnikkonzern Bombardier für ein globales Trainee-Programm verantwortlich ist. Der formale Rahmen in ihrer Firma habe dann besser gepasst. Über zehn Monate hat sich Fischer alle zwei Wochen mit einer Wirtschaftsstudentin der Frankfurter Europa-Universität Viadrina getroffen. Mal wurde dabei an Präsentationstechniken gefeilt, mal eine Rede durchgesprochen.

Warum macht das eine gut ausgelastete Führungskraft? »Die Chemie hat gestimmt, es hat Spaß gemacht«, sagt Fischer. Außerdem hätte sie einst als Jurastudentin so ein Programm auch gut gebrauchen können. Das Projekt »Mentoring für Frauen – Gemeinsam Zukunft gestalten« wurde 2006 auf Initiative der Gleichstellungsbeauftragten der Universitäten Potsdam, Cottbus und Frankfurt (Oder) gestartet. Anlass war der kaum steigende Anteil von Frauen in Führungspositionen. Außerdem sollte die Abwanderung junger Frauen bekämpft werden. Finanziert wird das Projekt bis 2014 unter anderem durch das Wissenschaftsministerium.

Etwa 50 Mentorinnen und Mentoren stehen bereit. Sie kommen unter anderem von Siemens, Beiersdorf, Veolia, aus Ministerien oder vom Stahlwerk in Eisenhüttenstadt. Für die Mentoren lohnt sich der Aufwand finanziell nicht; höchstens Fahrtkosten können erstattet werden. Ziel sei, »Wissen zu teilen« und die eigene Berufstätigkeit zu reflektieren, erläutert Bettina Gebhardt, die das Projekt für die Viadrina in Frankfurt (Oder) koordiniert.

Derzeit kommen landesweit 26 Studentinnen oder Promovierende in den Genuss des Programms. Vor dem Einstieg steht ein strenges Auswahlverfahren. Eine Selbsthilfegruppe sei es nicht, betont Gebhardt. »Wir wollen Frauen, die qualifiziert und mutig sind. Frauen, denen Karriere wichtig ist.« Diejenigen, die aufgenommen sind, erwartet ein zehnmonatiges, straffes Programm. Neben den individuellen Treffen gibt es Tagungen, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Gelegenheit bieten, Netzwerke zu bilden.

Der Erfolg sei in Zahlen schwer zu messen, räumt Gebhardt ein. Mentoring wirke langfristig, Karriere mache man ja nicht in wenigen Jahren. Immerhin zeige eine Studie aus dem vergangenen Jahr, dass 70 Prozent der bislang 183 Teilnehmerinnen den Berufseinstieg in der Region geschafft haben. Im Mai wurde das Projekt von der Staatskanzlei ausgezeichnet.

Viadrina-Studentin Luise Zöller, die kurz vor dem Abschluss steht, ist überzeugt davon, dass sie ohne Mentoring »bestimmt orientierungsloser« wäre. Auf alle Fälle blieben am Ende ein Plus an Selbstsicherheit und viele Kontakte. Die 27-Jährige zieht es ins Personalwesen, ihre Mentorin arbeitet bei einer großen Berliner Agentur.