»Brot und Spiele« für Antikfans

Trier in römischer Hand

  • Birgit Reichert, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
»Ave Römer«: Das bundesweit größte Römerspektakel »Brot und Spiele« hat Trier in antike Zeiten zurückversetzt – mit marschierenden Legionären und Gladiatorenkämpfen »auf Leben und Tod«.

Die älteste deutsche Stadt Trier ist wieder fest in römischer Hand: In den antiken Kaiserthermen haben Legionäre ihre Zelte aufgeschlagen. Im Amphitheater kämpfen Gladiatoren um Ruhm und Ehre. Und in der Stadt laufen Soldaten in Rüstungen und »Römer« in Tunika umher. Geschichte zum Anfassen bietet das bundesweit größte Römerspektakel »Brot und Spiele« in antiken Stätten, das am vergangenen Freitagabend eröffnet wurde – und bis zum 10. September rund 22 500 Antikfans anlocken will. Rund 300 Darsteller lassen im zehnten Jahr des Spektakels antikes Leben neu aufleben.

Es war der römische Statthalter Flavius Ignotus, der den Startschuss für die Gladiatoren gab: »Die Spiele sind eröffnet«, rief er im rund 2000 Jahre alten Amphitheater unter Ave-Rufen. Und schon traten die Gladiatoren in der Schau »Herkules und die Königin der Amazonen« gegeneinander an – mit Schwert, Dolch oder bloßen Händen. Star des Stücks war Schauspielerin Katy Karrenbauer (»Hinter Gittern – Der Frauenknast«) als Amazonenchefin. Zu Pferd und im Sand der Arena kämpfte sie mit ihren Kriegerinnen gegen Herkules - und die Männer. »Normalerweise köpfen wir sofort«, sagte sie mit ihrer tiefen Stimme.

Vier Wochen lang hatte die 48-Jährige den Umgang mit Schwert und Schild für ihren Römereinsatz trainiert. Ihr Lehrer war »Herkules« Jan Krüger, der Anfang 2011 eine Gladiatorenschule in Trier gegründet hat. Die Kämpfe seien »alle echt und auf historischer Grundlage nachgestellt«, sagte Organisator Ronald Frank. Keiner wisse vorher, wer gewinne. Sechsmal steigen die Kämpfer bei »Brot und Spiele« – das es in diesem Jahr erstmals an zwei Wochenenden gibt – in den Ring. Die Reihe der Stadt Trier hat ein Budget von 414 000 Euro.

Auch in die Kaiserthermen waren die Römer zurückgekehrt. »Wir stammen aus der Zeit um 120 nach Christus«, sagte Dirk Augustini aus Hohenstein, der mit einer zehn Mann starken Hilfstruppeneinheit aus Wiesbaden gekommen war. »Wir leben hier wie damals«, sagte der 47-Jährige, der im normalen Leben Küster einer evangelischen Kirche ist. Übernachtet wird in Zelten. Zu Essen und zu Trinken gibt es eine Kräuter-Schafskäse-Paste auf Fladenbrot und Gewürzwein.

Harald Lintzel aus Kempen am Niederrhein hat römische Spiele mitgebracht. »Die Römer waren die reinsten Spielteufel«, sagte der ehemalige Lehrer. »Da ging es zu wie in Las Vegas.« An seinem Stand im Römerlager stellte er unter anderem ein Nuss-Spiel vor, bei dem man Walnüsse auf ein Holzbrett rollen lässt. Zudem gab es altes Handwerk vom Kettenhemdenknüpfen über Münzprägen bis zum Instrumentenbauen zu sehen. Die Römer hatten die Stadt Trier 16 v. Chr. als Augusta Treverorum gegründet.

Trier war einst Hauptstadt des Weströmischen Reiches, aus der Kaiser Konstantin der Große ein Gebiet verwaltete, das von Schottland bis nach Marokko reichte. Noch Anfang des vierten Jahrhunderts habe es Gladiatorenkämpfe in Trier gegeben, sagte Althistoriker Lothar Schwinden vom Rheinischen Landesmuseum Trier. Und: Die Trierer Arena habe mit etwa 20 000 Plätzen zu den zehn größten Amphitheatern im römischen Reich gehört.

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