Der Fahrensmann

Kommentar von Dieter Janke

  • Dieter Janke
  • Lesedauer: 1 Min.

Es ist ein Privileg außer Dienst gestellter Spitzenpolitiker, sich von dominanten Denkstrukturen und vom politischen Alltagsgeschäft unbeeindruckt zeigen zu können. Haben sie Format, sind sie zudem bisweilen sogar zu unvoreingenommen Analysen und sachdienlichen wie unkonventionellen Vorschlägen in der Lage. Jüngstes Beispiel ist der Vorschlag von Ex-Finanzminister Steinbrück, die Europäische Währungsunion endlich vom Kopf auf die Füße zu stellen. Man müsse den Menschen erklären, dass Deutschland politisch, ökonomisch und gesellschaftlich von der weiteren Integration Europas profitiere. Das bedeute natürlich auch, die Deutschen müssten zahlen. Jenes Geld indes sei gut investiert.

Auf die Option einer möglichen SPD-Kanzlerkandidatur kann Steinbrück dabei nicht vordergründig geschielt haben. Bewusst bürstet er gegen den Strich und wird in den nächsten Tagen sowohl von regierungsoffizieller Seite wie auch von den Stammtischen und den leidigen Boulevardmedien die zu erwartende Retourkutsche erfahren.

Der Hanseat Steinbrück ist freilich ein gestandener Fahrensmann. Er kennt Höhen und Tiefen des politischen Geschäfts. Als gelernter Volkswirt weiß er freilich auch um die Gefahren des suizidären Crashkurses von Merkel und Co. für die Konjunktur in Europa wie für ein für alle Beteiligten gedeihliches Zusammenwachsen in der Alten Welt – und auch für deren demokratisch-solidarische Kultur.

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