Der Biber ist klug und fruchtbar

Deutliche Zunahme der Bestände / FDP: Wirkung von Schutzmatten fraglich

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.

»Der Biber ist nicht dumm«, hat Umweltministerin Anita Tack (LINKE) vor einiger Zeit bemerkt. Wie sich jetzt herausstellte, ist er darüber hinaus auch noch sehr fruchtbar, und Brandenburg bietet ihm und seinem Nachwuchs offenbar günstige Bedingungen. Zwischen 2500 und 2700 Exemplare lebten 2009/2010 im Bundesland, teilte die Umweltministerin jetzt auf eine parlamentarische Anfrage mit. Im Jahr 2000 seien erst rund 1700 Biber gezählt worden.

Im Zuge der gehäuft auftretenden Hochwasser war es in der Vergangenheit zu Konflikten zwischen dem Biber und Uferanwohnern gekommen. Laut Tack sind während des Oderhochwassers 92 Schadstellen im Bereich des Oderbruchs festgestellt worden. Beim Oderhochwasser 1997 hätten Biber hingegen noch keine Rolle gespielt.

Um Schäden durch Biberbauten zu verhindern, sind in den vergangenen fünf Jahren an Deichen und Schutzanlagen insgesamt 31 070 Quadratmeter Stahlgittermatten verlegt worden. Das habe allein im Kreis Ostprignitz-Ruppin 128 000 Euro gekostet, wobei dort 13 800 Quadratmeter Stahlmatten verlegt worden seien.

Der FDP-Landtagsabgeordnete Gregor Beyer spricht indessen von einem »durchwachsenen Erfolg«. Die Tiere würden sich nicht vertreiben lassen, sondern unmittelbar neben ihren von Fluten bedrohten Röhren neue Röhren graben. Das könne sich bei steigendem Wasserpegel sogar wiederholen bis die Deichkrone erreicht sei.

»Mit dem Biber in Brandenburg leben«, ist die aktuelle Stellungnahme von Frau Tack überschrieben. Eine wirksame und langfristig auch kostengünstige Maßnahme, um Probleme mit dem Biber zu verringern, bestehe darin, dem Tier Uferstreifen zum Siedeln zu überlassen, »die aus der Nutzung genommen« worden sind. Es werde generell keine Zustimmung für den Abschuss dieses »streng geschützten Tieres« geben, hat sie kürzlich erklärt. In Brandenburg ist es grundsätzlich verboten, Biber zu fangen, zu verletzen, zu töten oder ihre Fortpflanzungs- und Ruhestätten zu beschädigen oder zu zerstören. Als geeignete Siedlungsgebiete werden die Einzugsgebiete von Dahme, Spree und Nuthe angesehen.

Etwa anderes wäre überhaupt nur möglich, wenn Infrastrukturschäden nicht anders vermeidbar seien. Dieser Fall liege jedoch an den Hochwasserschutzanlagen der Oder nicht vor. Im Zusammenhang mit dem jüngsten Hochwasser und den Schadstellen am Deich, die durch Biber verursacht worden sind, hatte sie gesagt: »Der Biber hat zu keiner Zeit die Deiche ernsthaft gefährdet«.

Im Übrigen lasse sich der Biber »nicht ohne weiteres dezimieren«, fügte Tack hinzu. In einem solchen Falle reagiere er mit höherer Fruchtbarkeit und einer Zunahme der Nachkommenschaft. »Das ist alles sehr kompliziert.« Mit einer undifferenzierten Jagd käme man dem nicht bei. Aber der Eintrag von Schotter diene beispielsweise dem Ziel, dass es möglichst keine Fluchtbauten des Bibers am Deich mehr geben werde.

Durch die Medien ging vor einigen Jahren die Meldung über erhebliche Biberschäden am Forstbotanischen Garten in Eberswalde. Seit 2004 waren dort Schäden sowohl durch Biberfraß als auch durch den Wasserrückstau aufgrund der Biberburgen aufgetreten. Seltene Gehölze waren betroffen, weil sie plötzlich unter Wasser standen. Die Landesregierung geht aber davon aus, dass lediglich etwa ein bis drei Prozent der Biberansiedlungen Probleme bereiten.

Wenn allerdings »erhebliche Schäden drohen und zumutbare Alternativen nicht bestehen, dann können die Landkreise Ausnahmen von den Verboten zum Biberschutz erlassen. In der Vergangenheit wurde schon darüber nachgedacht, den Schutzstatus des Bibers herabzustufen. Seit 1992 ist der Elbebiber auf der roten Liste der gefährdeten Tierarten in die Kategorie 1 (»Vom Aussterben bedroht«) eingeordnet.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal