Noch nicht erstklassig

Die Aufsteiger Hertha BSC und Augsburg trennen sich im Fehlerfestival 2:2

  • Mark Wolter
  • Lesedauer: 3 Min.

Sebastian Langkamp hatte genug Bedenkzeit, um ein erstes Fazit zu ziehen. Nach seiner Notbremse und dem Platzverweis schaute sich der Verteidiger des FC Augsburg die letzten fünf Minuten des Spiels bei Hertha BSC vor dem Fernseher im Interviewraum des Berliner Olympiastadions an und zuckte beim Abpfiff etwas hilflos mit den Schultern. »Wir müssen froh sein, dass wir einen Punkt mitnehmen. Die Fehler, die wir nach der Halbzeitpause gemacht haben, sind nicht Bundesliga-gerecht«, meinte Langkamp nach dem 2:2 im Duell der Aufsteiger, das beiden Teams die noch klaffende Lücke zur Erstklassigkeit aufzeigte.

Die Berliner hatten diese Erkenntnis schon in der Halbzeitpause gewonnen. »Wir waren viel zu passiv, zu statisch«, ärgerte sich Herthas Kapitän Andre Mijatovic über die verschlafenen ersten 45 Minuten, in denen die Gastgeber seltsam gehemmt das Spiel an sich vorbeiziehen ließen und sich durch eine Schlafmützigkeit nach einem Eckball das 0:1 durch den Japaner Hajime Hosogai einfingen (20.). »Wir haben nicht 100 Prozent abgerufen. So kannst du in der Bundesliga keine Spiele gewinnen«, kritisierte auch Mittelfeldorganisator Andreas Ottl.

Eine Woche nach dem überraschenden 2:1-Erfolg bei Meister Borussia Dortmund kamen die Herthaner mit der erstmaligen Favoritenrolle in dieser Spielzeit nicht zurecht. Gegen die defensiv ausgerichteten Augsburger fehlte es an Ideen und Zielstrebigkeit. »In den bisherigen Partien war es so, dass wir nicht selbst das Spiel machen mussten. In der 2. Liga haben wir oft gezeigt, dass wir das können, diesmal nur für kurze Zeit nach der Pause. Das Spiel nach vorn müssen wir noch verbessern«, gab Trainer Markus Babbel zu, der das Remis unter der Rubrik Lernprozess verbuchte.

Die erste Viertelstunde nach dem Wiederanpfiff, in der die Hertha plötzlich entschlossen und mit genauem Passspiel die Augsburger überrannte und die Partie durch Tore von Christian Lell (46.) und Tunay Torun (57.) drehte, wertete der Trainer als positives Zeichen. »Mit der Reaktion bin ich zufrieden, auch wenn wir danach wieder in die Passivität verfallen sind und nicht nachgelegt haben«, meinte Babbel, dessen Team nach der Führung in der Defensive zu sorglos spielte, sich bei einem schnell ausgeführten Freistoß überrumpeln ließ und den Ausgleich durch Jan-Ingwer Callsen-Bracker hinnehmen musste (64.).

Auch Augsburgs Trainer Jos Luhukay blieb nach dem sechsten sieglosen Auftritt in der ersten Bundesligasaison des Klubs die Bestätigung, dass die Mannschaft noch nicht die Erstligareife hat. »Wir waren top in der 2. Liga, aber hier sind wir das nicht. Das merken wir Woche für Woche«, meinte Luhukay. »Es reicht bis jetzt noch nicht, weil wir zu viele individuelle Fehler machen.« Die Notbremse von Sebastian Langkamp, der kurz vor Schluss den allein zum Tor enteilenden Berliner Raffael gerade noch rechtzeitig aufhielt, meinte der Niederländer nicht: »Es ist schade, dass Sebastian uns nun gegen Hannover fehlt, aber so haben wir immerhin einen Punkt, der uns schon hilft. Nach drei Niederlagen in Folge ist es nicht leicht, Sicherheit und Stabilität zu gewinnen. Und darum geht es jetzt.«

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