Mehrheit schaut deutsch

FAKTENcheck: Mediennutzung von Migranten

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 2 Min.

Ältere Türken, die als Gastarbeiter vor 40 Jahren nach Deutschland kamen, sitzen in der Teestube und blicken auf den Fernseher, in dem rund um die Uhr Sendungen aus ihrer alten türkischen Heimat laufen. Das gleiche Bild in den Wohnstuben: Auch die Jüngeren lassen sich von den »Heimatsendern« ihrer Eltern berieseln. Vor allem türkische Migranten leben in einer medialen Parallelgesellschaft – so der Eindruck, der sich hartnäckig hält.

Doch dieses Bild ist ein Klischee, wie eine neue Studie des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid zeigt. Für die repräsentative Studie wurden im Auftrag von ARD und ZDF bundesweit 3300 Migranten befragt. Ergebnis: Unabhängig von der Herkunft nutzen Migranten in Deutschland bevorzugt deutschsprachige Medien. 76 Prozent sehen regelmäßig deutsches TV, 60 Prozent hören deutschsprachige Radio-Sender, nur eine Minderheit von 13 Prozent sieht ausschließlich heimatsprachige TV-Kanäle.

Gegenüber der Vorgängerstudie von 2007 nahm die Nutzung deutschsprachiger Medien zu. Vor allem die Jüngeren (Altersgruppe 14 bis 29 Jahre) nutzen bevorzugt deutsche TV- und Radiosender und sind auch im Internet meist auf Seiten in deutscher Sprache unterwegs. Ihr Medienverhalten ähnelt dabei dem junger Menschen ohne eingewanderte Eltern. Beliebt sind die deutschen Privatsender wie RTL, Sat.1 und Pro 7.

Positiv wirkt sich dieses Medienverhalten auch auf die Deutschkenntnisse der Einwanderer aus. In allen Migrantengruppen haben sich der Studie zufolge im Vergleich zu 2007 die deutschen Sprachkenntnisse verbessert: Vier von fünf Migranten verstehen die deutsche Sprache mittlerweile gut bis sehr gut – vor vier Jahren lag die Quote bei 76 Prozent.

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