nd-aktuell.de / 26.09.2011 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 10

Widerstand am Margaret River

Australien: Landnutzungskonflikte zwischen Bauern und Minenkonzernen

Michael Lenz
Margaret River südlich von Perth in Westaustralien lockt mit Traumstränden und einem der besten Weinanbaugebiete Australiens jährlich gut zwei Millionen Urlauber an. Doch nun ist die Idylle bedroht: Bergbau- und Ölkonzerne sind auf dem Vormarsch.

Michael Palin, Reisejournalist und Ex-Mitglied der legendären Komikertruppe Monty Python, tut es. Der Komödiant Ben Elton auch und Schauspieler Hugh Jackmann als Australier sowieso. Die Promis unterstützen mit Erklärungen auf YouTube den Kampf der Menschen in Margaret River gegen die drohende Zerstörung ihrer Heimat durch Bergbau- und Ölriesen. X-Men-Star Jackmann erklärt Margaret River gleich zum »schönsten Urlaubsgebiet der Welt«.

Kohle, Eisenerz und Uran sind die wichtigsten Exportgüter Australiens und Westaustralien ist eines der Hauptfördergebiete. Die boomende Nachfrage nach den Bodenschätzen beschert Australien seit gut zwei Jahrzehnten üppige Einnahmen und eine (fast) krisenresistente Wirtschaft.

Gegen die milliardenschweren Kohle- und Ölprojekte in der Region rund um die Stadt Margaret River und den gleichnamigen Fluss hat sich jedoch Widerstand formiert. Initiativen wie »No Oil for South West Beaches«, SOS Margaret River und NOCOALition bieten Konzernen wie Fortescue, Xstrata oder BHP Billiton die Stirn. Der Protest geht dabei über den Wunsch nach Erhalt der Umwelt hinaus. Es wird vielmehr grundsätzlich in Frage gestellt, ob Wirtschaftswachstum, Unternehmensprofite und Energiesicherung um jeden Preis ein Wert an sich sind.

Der Bergbauboom hat Australiens Wirtschaft und Gesellschaft gespalten. Von dem Boom profitieren nur wenige. Die extrem hohen Löhne und Gehälter in der Bergbaubranche – schon Lkw-Fahrer kommen auf ein Jahresgehalt von umgerechnet über 70 000 Euro – werden nicht in den abgelegenen Bergbauregionen, sondern in den Metropolen ausgegeben. Zudem bleibt nur etwa die Hälfte jedes im Bergbau verdienten Dollars in Form von Steuern und Konsum in Australien. Die andere Hälfte geht ins Ausland. Selbst Ric Battellino, stellvertretender Notenbankchef, warnte Ende August: »Die Kluft zwischen der Bergbaubranche und den anderen Sektoren der Wirtschaft hat sich vergrößert.«

Die Bergbaukonzerne führen sich immer unverhohlener als Staat im Staat auf. Mit einer massiven Kampagne gegen eine Gewinnsteuer sowie eine geplante CO2-Steuer haben sie die Regierung von Premierminister Kevin Rudd zu Fall gebracht.

Inzwischen formiert sich der Bürgerprotest nicht mehr nur im Südwesten. Auch im Weinbaugebiet Hunter Valley in der Nähe von Sydney sowie im tropischen Queensland geht es um die Eigentumsrechte der Bauern. Vor allem bei der Förderung von Gasen aus Kohleflözen ziehen die Bauern durch die großzügige Vergabe von Abbaulizenzen durch die Behörden gegenüber den Konzernen den Kürzeren.

Die Politik steht auf Seiten der Konzerne. In höchst seltener Einigkeit macht gerade die regierende Labor-Partei gemeinsam mit der Opposition Front gegen einen Gesetzentwurf der Grünen, der die Landrechte der Bauern bei der Kohlegasgewinnung stärken soll. Das Argument der Politiker: Die Mineralvorkommen gehören dem australischen Volk. Schlechte Aussichten für die Winzer, Olivenbauern, Fischer und Käsehersteller am Margaret River.