Grellbunte Todesblässe

Theater Oberhausen: Herbert Fritschs »Emilia Galotti«

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.
Der Zebrastreifen: Jürgen Sarkiss als Marinelli (hinter ihm Martin Hohner als Prinz) in Herbert Fritschs Inszenierung von Lessings »Emilia Galotti« am Theater Oberhausen.
Der Zebrastreifen: Jürgen Sarkiss als Marinelli (hinter ihm Martin Hohner als Prinz) in Herbert Fritschs Inszenierung von Lessings »Emilia Galotti« am Theater Oberhausen.

Schräges Theater. Es rutscht der Lessing in den Molière hinein, das bürgerliche Drama kann sich im Abschüssigen nicht halten, kommt aus der Bahn und haut der Commedia del'arte, die hier ebenfalls heillos umherrudert, die Tänzelbeine weg. Wo kommt was her, wo will wer hin? Das Steife steppt, das Hohle spielt Schwerkraft, die Blässe ist ein grellbuntes Treiben. Weiß geschminkte Gesichter mit clownesk gestrichelten Augenpartien und ornamental verzierten Mundgegenden, hoch sich türmende Perücken und breit ausladende Reifröcke sind Kostümierungen einer emotionalen Schwindsucht, die sich unter dezenter Pianomusik bühnenweit ausbreitet.

Herbert Fritsch inszenierte »Emilia Galotti« am Theater Oberhausen; hier hatte er schon Ibsens »Nora« erarbeitet und damit das jüngste Berliner Theatertreffen mit totalem Slapstick und einer frechen Turbulenz der Sinnverzerrung aufstörend unterwandert. Nun Lessing. Der wehrt sich. Er will sich den Schmerz, ...


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