Teures Passbild

Kommentar von Silvia Ottow

  • Lesedauer: 1 Min.

In den nächsten Wochen beginnt die Ausgabe der elektronischen Gesundheitskarte. Niemand würde sich um eine weitere Karte in der Sammlung scheren, hätte es nicht schon vor acht Jahren Skepsis gegenüber einer derart umfangreichen Speicherung von Daten gegeben, deren sichere Verwendung niemand garantieren kann. Zumal es immer wieder Bestrebungen gibt, alles über die Menschen, ihre Krankheiten und Lebensumstände herauszubekommen und fürs eigene Geschäft zu nutzen. Wir kennen diese Absichten von Arbeitgebern, die nur zu gern wüssten, welche Blutdruckwerte ihr Bewerber hat oder von Hilfsmittelherstellern, die viel dafür geben würden, mal eine Liste aller Diabetiker bundesweit zu bekommen, um denen ihre Angebote zuschicken zu können.

Genau wegen dieser und weiterer Vorbehalte und der daraus resultierenden Proteste sind wir nach acht Jahren Arbeit von hunderten Spezialisten und dem Verschleudern von über einer halben Milliarde Euro Entwicklungskosten nicht weiter als damals. Wir haben die alte Chipkarte - nur mit Passbild. Und wenn sich nun die Spitzen der Krankenkassen in den Zukunftsvisionen für dieses Stück Plastik gegenseitig übertreffen, dann sollten sie dabei nicht vergessen, dass ihnen die Versicherten das Geld für diese Spinnereien gegeben haben. Die haben es nicht verdient, dass ihnen diese Pleite nun auch noch als Erfolg verkauft wird.

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